Thompson | Offizielle Biografie

Teddy Thompson Biografie 2007

Thompson Family - 2014
Thompson Family - 2014
“Das ist eine fröhliche Scheibe”, meint Teddy Thompson über sein neues Album “A Piece Of What You Need”, das er gerade für Verve Forecast fertiggestellt hat. “Na ja, vielleicht nicht gerade fröhlich, aber optimistisch. Eigentlich vielleicht auch nicht optimistisch, aber es gibt einige flotte Songs! Wie auch immer, dieses Album kommt jedenfalls der Platte, die ich schon seit jeher machen wollte, am nächsten.”

Ob nun fröhlich oder nicht, “A Piece Of What You Need” – Thompsons viertes Album überhaupt und sein drittes für Verve – ist das mit Abstand ambitionierteste und vielseitigste Album des in London geborenen, aber heute in New York lebenden Künstlers. Nie zuvor konnte er all seine Talente – seine formidable Stimme, sein Songwriting und sein Gitarrenspiel – so umfassend präsentieren. Und dabei eroberte Teddy Thompson hier zugleich sowohl lohnendes musikalisches als auch lyrisches Neuland.

CBeispiele dafür sind auf dem neuen Album die Songs “In My Arms”, “What’s This?!!”, “Don’t Know What I Was Thinking” und das bittersüße, fatalistische “Turning The Gun On Myself”. Die Leichtigkeit seiner Popmusik würzt er immer wieder mit überraschenden verspielten Arrangements: etwa wenn er in “Can’t Sing Straight” und “One Of These Days” eine schlingernde Brassband aufmarschieren läßt oder im kinematographischen “Jonathan’s Book” an Hitchcock erinnernde orchestrale Hetzjagden inszeniert.


Obwohl Thompson seine beiden letzten Alben “Separate Ways” und “Up Close & Down Low” koproduziert hat, bestand er bei der Aufnahme von “A Piece Of What You Need” darauf, die Produktion diesmal ganz in die Hände von Marius de Vries zu legen. Der Brite verfügt über reichlich Erfahrung in dem Metier, produzierte er u.a. doch schon Aufnahmen von so unterschiedlichen Künstlern wie Madonna, Björk, Massive Attack, Bebel Gilberto, Robbie Robertson, Neil Finn, David Gray und Rufus Wainwright.

“Mir war von Anfang an klar, daß dieses Album abenteuerlicher sein sollte, mit starken, soliden Rhythmen und einer wunderbar luftigen Note, die die Songs tragen sollte”, erklärt Thompson. “Und möglich gemacht hat dies einzig und allein Marius. Er hat den Arrangements genau den richtigen Schliff gegeben. Alles war erlaubt, es gab nichts, was zu abgedreht oder schwierig war. Ich hätte ihm sagen können, daß ich klingen wollte wie Feen, die um einen Maibaum tanzen, und er hätte gewußt, welchen Knopf er drücken müßte, um das in die Tat umzusetzen. Wir konnten eine ganze Reihe von Aufnahmespuren übereinanderlegen, ohne daß dadurch die Songs selbst überschattet wurden.”
Als Sprößling der Folk-Rock-Legenden Richard und Linda Thompson entwickelte Teddy schon sehr früh eigene musikalische Ambitionen. Seine erste Band gründete er als Teenager. Als er 2000 mit 24 Jahren sein Solodebütalbum (“Teddy Thompson”, Virgin Records) herausbrachte, konnte er schon auf eine Reihe professioneller Auftritte zurückblicken. So hatte er als Gitarrist und Sänger beispielsweise schon in der Band seines Vaters mitgewirkt und diesen bei den Aufnahmen der Alben “You? Me? Us?” (1996), “Celtschmerz” (1998) und “Mock Tudor” (1999) begleitet. Als seine Mutter Linda 2002 ihr mit großer Spannung erwartetes Comeback-Album “Fashionably Late” aufnahm, war Teddy als Koproduzent, Gitarrist und Background-Sänger zur Stelle. Im selben Jahr ging er auch mit Rosanne Cash als Mitglied ihrer Begleitband auf Tournee.

Nach der Vertragsunterzeichnung bei Verve veröffentlichte Teddy Thompson 2006 endlich sein zweites Album “Separate Ways”, das weltweit enthusiastische Kritiken erntete. Auf dem Album zeigte sich deutlich, daß sich Thompson seit seinem Debüt vier Jahre zuvor als Songwriter, Interpret und Musiker enorm entwickelt hatte. 2007 überraschte der Künstler seine Fans mit dem Album “Up Front & Down Low”, auf dem er einer Reihe von klassischen amerikanischen Country-Songs seine ganz persönliche Handschrift verlieh.

“Mein erstes Album entstand in nur zwei Wochen, und ich hatte damals eigentlich überhaupt keine Ahnung gehabt, was ich da tat”, behauptet Thompson. “An ‘Separate Ways’ frickelte ich über einen ziemlich langen Zeitraum hinweg immer wieder herum und nahm das Album Stück für Stück auf. ‘Up Front & Down Low’ hatte ich dann wieder recht flott im Kasten, weil ich es bewußt recht frei und locker haben wollte. In das neue Album haben wir nun zwar eine Menge Zeit und Arbeit gesteckt, aber es kam trotzdem ziemlich schnell zustande, weil wir einen genauen Plan hatten und sehr viel vorbereiten und vorproduzieren konnten. Deswegen erscheint es mir auch vollendeter, kompletter als die Vorgängeralben.”

“Andererseits war es aber auch stressiger, weil ich mit den Aufnahmen schon begann, bevor ich viele der Songs überhaupt fertig hatte”, fügt Thompson an. “So etwas hatte ich noch nie zuvor gemacht. Ich befand mich auf einer Tournee, saß in einem Hotelzimmer in Kanada, raufte mir die Haare und zerbrach mir den Kopf über ein Wort, das sich auf ‘antidiluvian’ reimte. In einigen Fällen, nahmen die Songs deswegen eine andere Gestalt an. Und sie entwickelten sich auf eine interessante Art und Weise, wie sie es andernfalls wohl nicht getan hätten.”

“A Piece Of What You Need” ist ein wahrer Meilenstein für den Künstler, dessen kreative Rastlosigkeit wieder einmal zutiefst bezwingende musikalische Resultate hervorbringt. Thompsons Zielbewußtsein – und seinen Sinn für Humor – spiegelt auch der Titelsong wider.

“Das Lied entstand aus Frust über den momentanen Zustand der Musikszene”, erläutert Teddy Thompson. “Mir gefiel die Idee, das Album so zu nennen. Ich denke, es klingt wie ein Angebot, nach dem Motto: Leute, diese Platte ist ein Stückchen vom wahren Stoff. Für die meisten Leuten wird es natürlich nur ein verschwindend kleines Stückchen von dem sein, was sie brauchen. Aber ich hoffe, daß ich wenigstens einen winzigkleinen Baustein zu etwas beisteuern kann, das einen gewissen Wert hat. Anstatt die Menschen einfach nur mit einem weiteren Riesenhaufen überflüssigen Mülls zuzuschütten.