Willkommen, Bienvenue, Welcome, in der fabelhaft harmonischen Swingwelt der Puppini Sisters! Die brünette Italo-Spanierin Marcella Puppini, die rothaarige Irin Stephanie O’Brien und die blonde Britin Kate Mullins sind augenscheinlich weder verwandt noch verschwägert. Auch Püppchen sind die jungen Damen keine. Versiert, verspielt und reizend sind sie dennoch allemal.
Vor kaum zwei Sommern begründeten sie, allesamt Elevinnen des Londoner Trinity College of Music (und nebenbei Burlesktänzerinnen oder angehende Designerinnen bei Vivienne Westwood), ihr leidenschaftlich launiges Vokalensemble. Aus einer Kaprice heraus, nachdem sie das französische Zeichentrickbonbon “Das große Rennen von Belleville” begeistert hatte (für dessen Filmmusik, dieser Hinweis sei gestattet, Komponist Benôit Charest ja die Klänge der Andrews und Boswell Sisters aufleben ließ). Noch bevor der französische Tonsetzer dafür im fernen Hollywood mit einem Oscar gekrönt werden konnte, machten sich die drei Sängerinnen auf eigene Faust daran, die herrlichen Harmoniewelten ihrer Sisters im Geiste zu modernisieren. Mit Witz und Respekt, Talent und Elan besorgten sie sich die glamourösen Kleider der stoffreichen Swing-Ära und gaben ihre perfekt harmonisierten Arrangements von Klassikern wie dem “Boogie Woogie Bugle Boy” und “Jeepers Creepers” zum Besten, aber auch verblüffende Versionen von “Panic” (von der populären Gruppe The Smiths) oder auch “Wuthering Heights” (von der erfolgreichen Pop-Diva Kate Bush) – in einschlägigen Nachtclubs und schwülen Spelunken. Eine freudentrunkene Anhängerschaft, nicht ausschließlich – aber doch überwiegend – männlich, folgte ihnen bald von Auftritt zu Auftritt. Woraufhin die sensationellen Sisters einen Managementvertrag mit den ehemaligen Beratern der Cocteau Twins und Smashing Pumpkins ebenso wenig ausschlagen konnten wie einen Schallplattenvertrag mit der Weltfirma Universal Music. “Wo wir auftreten, gewinnen wir die Herzen des Publikums”, freut sich Marcella. “Wir sind witzig und augenzwinkernd, nehmen aber unsere Musik sehr ernst”, ergänzt Stephanie, mit zwanzig Lenzen die Gruppenjüngste. “Wir lieben, was wir tun, und sind ebenso euphorisiert wie überrascht über unseren Erfolg”, konstatiert Kate.
Die Puppini Sisters selbst bezeichnen ihren musikalischen Stil als “Vintage Swing Pop”. Das Trio haucht nicht nur, nein, auf ihrem Debütalbum “Betcha Bottom Dollar” pustet es den Sound der dreißiger und vierziger Jahre so richtig von Herzen durch. Dazu paßt, daß auch das aufgenommene Songmaterial, übrigens komplett produziert vom unbewußten Initiator des Trios, Belleville-Komponist Benôit Charest (“ein Traum”, so Marcella), so ungewöhnlich wie unantastbar ist. Zwar finden sich auf dem Album auch von den Andrew Sisters populär gemachte Standards wie “Boogie Woogie Bugle Boy” oder “Bei mir bist du schön” und auch die “Heebie Jeebies” der Boswell Sisters, selbstredend im Originalarrangement. (Die Liste ihrer Idole aus den glorreichen Zeiten der Schwarz-Weiß-Lichtspiele und Bigbands ist lang: Katherine Hepburn, Fred Astaire, Ginger Rogers, Mae West, Joan Crawford – die Damen geraten schnell ins Schwärmen, wenn sie über ihre Vorbilder sprechen.) Herzstück der mitreißenden Songsammlung sind jedoch zeitgenössische Stücke, etwa die schon erwähnten Gassenhauer “Panic” und “Wuthering Heights” oder auch Blondies Klassiker “Heart Of Glass”. “Uns ist wichtig, daß wir nicht lediglich das Vergangene wieder beleben, sondern einen neuen Ansatz gefunden haben, um zeitgemäß mit der Musik unserer Göttinnen, die ja die Musik unserer Großeltern war, umzugehen”, betont Marcella. “Wir sind sehr unkonservativ.”
Der logische nächste künstlerische Entwicklungsschritt der flotten Damen ist natürlich ein Album mit eigenen Stücken. “Wir sind schon alle fleißig dabei zu komponieren”, sagt Marcella Puppini. Und verspricht: “Wir wissen, daß die Vierziger und dieser Burlesk-Trend auch Dank einer Dita von Teese momentan sehr en vogue sind. Aber wir springen nicht auf einen Zug auf. Wir lieben diese Musik wirklich innig.” Diese Leidenschaft schimmert in jedem Moment von “Betcha Bottom Dollar” durch, das allen Freunden erfrischender Unterhaltungsmusik die vielleicht angenehmste Überraschung des Jahres bescheren wird. Der Titel des Erstlingswerkes der tollen Puppini Sisters spricht übrigens auch Bände; übersetzt bedeutet er in etwa “Darauf kannst du dein Gesäß verwetten.”
Am 20. Oktober kann man die The Puppini Sisters übrigens in der TV-Show “Der Deutsche Fernsehpreis” (ARD) auf dem heimischen Bildschirm bewundern.