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Einfach fabelhaft – “A Fable” von Tigran Hamasyan

Eine Kollektion dynamischer Solostücke präsentiert der armenische Pianist Tigran Hamasyan auf seinem neuen Album “A Fable”. Das einstige Wunderkind beweist, dass es mittlerweile die musikalische Reife eines Meisters besitzt.
Tigran
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16.03.2011
Wunderkinder haben es nicht unbedingt leicht. Auf eines, dem es gelingt, eine dauerhafte Karriere einzuschlagen, kommen Dutzende, die nach kurzer Zeit wie Kometen am Firmament verglühen. Schuld daran haben meist zu ehrgeizige Eltern und Musikmanager, die sie blind und ohne Rücksicht auf Verluste zum schnellen Erfolg treiben wollen. Der armenische Pianist Tigran Hamasyan gehört zu den glücklichen Wunderkindern. Zum einen, weil seine Eltern ihm Zeit und Gelegenheit gaben in Ruhe heranzureifen. Zum anderen, weil er als 13-jähriges Ausnahmetalent in dem französischen Jazzpianisten und Promoter Stéphane Kochoyan einen kompetenten Förderer fand, der ihn behutsam auf den richtigen Karriereweg führte. Jetzt hat Tigran, der im Juni 24 Jahre alt wird, nach drei Ensembleeinspielungen sein erstes Soloalbum “A Fable” aufgenommen. Und auf dem erntet der brillante Pianist, der mit seiner unbändigen Wuschelfrisur optisch verblüffend an den jungen Bob Dylan erinnert, die prallen Früchte seiner profunden Auseinandersetzung mit dem Jazz und der Musik seiner armenischen Heimat.

Als Tigran 2006 den Internationalen Jazz-Piano-Wettbewerb des Thelonious Monk Instituts gewann, waren die Kritiker von ihm ebenso begeistert wie die fachkundige Jury um Herbie Hancock. Ben Ratliff lobte ihn in der New York Times u.a. für seine rhythmische Finesse, seine (an Keith Jarrett erinnernden) ebenso leidenschaftlichen wie melodischen Improvisationen sowie sein reiches harmonisches Vokabular. Und nicht zuletzt auch, weil Tigran noch “aufregend unfertig” klang. Heute versteht es Tigran, das Potenzial, das Ratliff schon damals in ihm witterte, voll und ganz auszuschöpfen. Den Beweis dafür erbringt er auf seinem fabelhaften neuen Album.

“A Fable” enthält eine Kollektion sehr dynamischer Solostücke, bei denen der Pianist mitunter auch seine Stimme einsetzt. Die Bandbreite der dreizehn oftmals lyrischen Songs reicht von charmant verfeinerten Kompositionen bis hin zu schwungvollen Experimenten von unbändiger rhythmischer und harmonischer Vielfalt. Tigran präsentiert sich hier als einer der vitalsten und originellsten jungen Jazzkünstler der Gegenwart, der sich bei seinen eigenen Werken oft von armenischer Volksmusik oder Dichtung inspirieren lässt. Auf “A Fable” bietet er neben Eigenkompositionen auch zwei von ihm überarbeitete armenische Volkslieder, eine mystische Interpretation des Jazzstandards “Someday My Prince Will Come” und die Aufnahme eines Werkes von Georges Ivanovich Gurdjieff und Thomas de Hartman. Das einstige Wunderkind zeigt dabei in jedem Moment, dass es längst die musikalische Reife eines wahren Meisters besitzt.
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