“Für mich wird es immer interessanter, weniger anstatt mehr zu spielen. Mich selbst durch weniger Noten und Effekte auszudrücken”, meinte
Till Brönner einmal. Als der Trompeter dieses Statement machte, war er erst in seinen frühen Dreißigern, hatte aber dennoch schon den Status des erfolgreichsten Jazzmusikers seiner Generation in Deutschland erreicht. Mit seinem Verve-Debütalbum “
Love”, einer Sammlung alter und neuer Balladen, setzte er schon 1998 nicht auf schnellen Effekt, sondern eher auf musikalische Zeitlosigkeit. In den kommenden Jahren sollte diese Überzeugung beibehalten. “Weniger Noten und Effekte” bedeutete für Brönner allerdings nie, sich stilistisch einzuschränken. Elf ganz abwechslungsreiche Alben unter eigenem Namen hat er in etwas mehr als fünfzehn Jahren für Verve eingespielt. Alben, auf denen sich internationale Stars als Gäste die Klinke in die Hand gaben: darunter
Curtis Stigers,
Annie Lennox,
Sérgio Mendes,
Milton Nascimento,
Melody Gardot,
Kurt Elling und
Gregory Porter. Daneben fand er noch Zeit für Film und Fernsehen zu arbeiten, Alben anderer Künstler zu produzieren, als Juror bei einer Castingshow mitzuwirken und eine eigene Talkshow zu machen. Auf der Compilation “
Best Of The Verve Years” zieht er nun eine Bilanz seiner
Verve-Jahre.
Anhand der sechzehn Tracks, die Brönner höchstpersönlich für die Zusammenstellung ausgewählt hat, kann man sich ein ziemlich umfassendes Bild von der Vielseitigkeit des Trompeters und gelegentlichen Sängers machen. Mal vertieft er sich in bluesige Balladen (“After You’ve Gone”), dann zollt seinem Idol Chet Baker Tribut (“She Was Too Good To Me”) oder verneigt sich in bester Cool-Jazz-Manier vor Wes Montgomery (“Bumpin”).
Gleich mehrfach zieht es ihn musikalisch nach Brasilien (“High Night”, “Estrada Branca” und “Aquelas Coisas Todas”). Mit sonnigen Fusionklängen glänzt Brönner in “Tribeca” und “Rising Star”. Und mit Johann Sebastian Bachs “Air” unternimmt er einen überzeugenden Abstecher ins Repertoire der Klassik. Aber bei aller Vielfalt ist sich Till Brönner vor allen Dingen in einem treu geblieben: “Ich mache meine Musik, und mir ist es egal, wie jemand sie klassifiziert”, hat er einmal herausfordernd gesagt. “Das Einzige, was für mich zählt, ist, dass sie auch noch Jahre später gehört werden kann.” Dass ihm das gelungen ist, beweist “Best Of The Verve Years” in jeder der satten achtzig Minuten Spielzeit.