Bis zu vierzehn Jahrespreise kann die Jury des Preises der Deutschen Schallplattenkritik vergeben. Dass es dieses Jahr nur elf Preisträger gibt, unterstreicht wie wählerisch die dort versammelten Kritiker sind. Um so mehr können sich
Tord Gustavsen, Simin Tander und Jarle Vespestad nun darüber freuen, dass sie zum erlauchten Kreis der Jahrespreis-Gewinner gehören.
Ausschussmitglied Werner Stiefele formuliert in der Jurybegründung, was für sie sprach: "Als die norwegischen Musiker Tord Gustavsen und Jarle Vespestad mit der Kölner Sängerin Simin Tander zusammentrafen, entstanden verträumte Kunstlieder. Sie sind anzusiedeln zwischen sogenannter ernster Musik, Jazz, Weltmusik, Folk – und zugleich von allem weit entfernt. Die leicht melancholische Stimme von Simin, das zurückhaltende Klavierspiel sowie Synthesizerbass und die dezent eingesetzte Elektronik von Gustavsen, dazu die kargen Percussion- und Trommelschläge von Vespestad schaffen eine Atmosphäre jenseits der gängigen Genregrenzen. Weich fließen die Melodien, sanft, manchmal sakral muten die Meditationen über Gefühle, Sehnsüchte, Religiöses und Naturbeobachtungen an. Tander singt in Englisch und Paschto, wobei sie europäische und amerikanische Texte in die Muttersprache ihres afghanischen Vaters übertragen ließ und andererseits Texte des persischen Sufi-Dichters Jalal al-Din Rumi auf Englisch interpretiert: Grundlegende menschliche Gefühle sind nicht an Herkunfts- und Aufenthaltsregionen gebunden. Reich an Pausen und nachklingenden Tönen ist diese Musik, meist offen und licht, an entscheidenden Stellen verdichtet und stark.