Torun Eriksen hat für laute Töne nicht viel übrig. Um ihrer Stimme strahlende Intensität zu verleihen, muss die norwegische Sängerin diese nicht erheben. Um ihre Hörer in Bann zu ziehen, bedarf sie keiner dramatischen Effekte oder elektronischen Schnickschnacks. Unterstrichen werden diese Qualitäten auf ihrem neuen Album “Passages” durch ausgesprochen transparente Arrangements und eine sparsame Instrumentierung, die es einem ermöglicht, die wunderbaren Details ihrer Musik vollkommen auszukosten.
Dass Torun Eriksen zu den leisen Tönen gefunden hat, ist eigentlich verwunderlich. Denn ihre ersten musikalischen Schritte unternahm sie als Mitglied eines Gospelchors. Später sang sie in einer Band, die bekannte Funk-, Soul- und Disco-Songs coverte und ein norwegisches Teenie-Pop-Duo bei seinen Auftritten im lärmigen Disney-World-Park in Orlando/Florida begleitete. Dann stieß Eriksen zur Soul-Jazz-Band Chipahua, in der einst ihre große Kollegin Sidsel Endresen ihre Karriere begonnen hatte.
Kurz danach legte sie auf Bugge Wesseltofts Label Jazzland Recordings ihr Debütalbum “Glittercard” vor. Nicht nur in der heimischen Musikpresse, in der man sie als “außerordentliches Gesangstalent” und sogar “Stimme des Jahres” feierte, wurde Torun Eriksen damals mit Superlativen überhäuft. Auch die deutschen Kritiker gerieten ins Schwärmen: “schon jetzt klingen ihre Songs zeitlos” (Jazzthetik), “eine selbstbewußte, soulige Stimme, ein neuer Gesangsstern am nordischen Firmament” (JazzPodium), “die Norwegerin hat eine wundervolle Soulstimme – klar, rein, samtschwarz” (Woman). Mit ihrem zweiten Album “Prayers & Observations” konsolidierte sie 2006 diesen Erfolg.
Auf ihr drittes Album “Passages” ließ Torun Eriksen ihre Fans dann vier Jahre warten. Sie nutzte die Zeit, um neue Songs heranreifen zu lassen und ihre Band teilweise umzuformieren: Geblieben sind Keyboarder David Wallumrød und Bassist Kjetil Dalland, für den Schlagzeuger Torstein Lofthus kam Anders Engen (der das neue Album auch produzierte) und Saxophonistin/Flötistin Frøydis Grorud wurde durch den Gitarristen Kjetil Steensnæs ersetzt, der hier viele Akzente setzt. “Passages” ist stilistisch deutlich breiter gefächert als die beiden Vorgängeralben. Dezent werden hier Folk- und Country-Elemente mit Soul, Rhythm’n’Blues und Jazz vermischt.
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