Torun Eriksen | News | Songwriterin geht fremd

Songwriterin geht fremd

Auf ihrem vierten Soloalbum “Visits” interpretiert die norwegische Sängerin und Songschreiberin Torun Eriksen erstmals Material anderer Künstler.
Torun Eriksen 2013
Torun Eriksen 2013
07.02.2014
“Songs zu schreiben ist eine langweilige, frustrierende, intensive, fordernde, anstrengende und einsame Angelegenheit”, meinte der amerikanische Songwriter Michael Anderson einmal und schickte dann süffisant noch den Nachsatz hinterher: “Und bei dieser Aufzählung habe ich mich noch auf die positiven Aspekte dieser Arbeit beschränkt.”
Die Sängerin und Songschreiberin Torun Eriksen hat sich von dieser Warnung nicht abschrecken lassen und sich 2003 gleich mit ihrem DebütalbumGlittercard” als eine der unverwechselbaren Stimmen der aktuellen norwegischen Musik etablieren können. Auch auf “Prayers & Observations” (2005) und “Passage” (2010) präsentierte sie selbst komponierte Songs, die stets direkt und persönlich, aber auch subtil und universell waren.
Für ihr viertes Album “Visits” ging Torun Eriksen nun erstmals musikalisch fremd. Denn auf ihm bietet sie zehn Songs sehr verschiedener anderer Künstler. Doch Torun Eriksen wäre nicht sie selbst, wenn sie diesen Nummern nicht ihren ganz eigenen Stempel aufdrücken würde. Dabei lässt sie ein paar sehr familiäre Song völlig neu klingen und ein paar andere, weniger bekannte Stücke merkwürdig vertraut.
“Die zehn Nummern habe ich sorgfältig ausgesucht”, sagt die 37-Jährige. “Jedes dieser Stücke prägte mich – als Mensch, Sängerin und Songschreiberin – auf die eine oder andere Art, seit sie in mein Leben traten. Manche sofort, andere erst viel später. Die Zusammenstellung dieser Songs kam für mich deshalb einer Reise durch Zeit und Raum gleich, die mir erlaubte, die wundervollen musikalischen Welten von Künstlern, die ich zutiefst bewundere, zu besuchen. Ich habe sie studiert und mich in ihre Geschichten vertieft. Und nun hoffe ich, meinem Publikum das, was ich gefunden habe, in einer ehrlichen und persönlichen Weise zu vermitteln.”
Während einen einige Nummern des Repertoires (wie Sal Bernardis “Beat Angels”, Tom Waits' “Downtown Train”, James Taylors “You Can Close Your Eyes”, Randy Newmans “Feels Like Home”, Paul Simons “American Tune” und selbst Glen Campbells “Wichita Lineman”) nicht völlig überraschen sollten, wenn man Eriksens musikalischen Background kennt und ihren Werdegang verfolgt hat, tanzen andere (Coldplays “Fix You”, Princes “Sign O' The Times”, D’Angelos “Spanish Joint” und Pink Floyds “Wish You Were Here”) auf den ersten Blick stilistisch sehr aus der Reihe.
Aber Torun Eriksen und ihre Musiker (Keyboarder David Wallumrød, Bassist Audun Erlien und Schlagzeuger Ola Hultgren) behandelten jedes einzelne Stück mit einer Mischung aus angemessenem Respekt, Innovationslust und sublimer Zurückhaltung. Die Interpretationen sind nie exzessiv, aber auch nie zu verzagt. Dass Torun Eriksen es versteht, diese wunderbare Balance zu halten, macht sie zu einer der herausragenden Sängerinnen der heutigen Zeit.
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