“Es ist eine magische Sache, die hier in New Orleans vor sich geht”, verriet Trombone Shorty kürzlich der lokalen Zeitung Times-Picayune. “Wir können es uns selbst noch nicht genau erklären, aber das spielt auch keine Rolle. Ich denke, es hat damit zu tun, dass wir hier Einflüsse von so vielen verschiedenen Leuten haben. Von Fats Domino über Louis Armstrong und die Neville Brothers bis zu Master P – in dieser engen Stadt laufen wir uns alle irgendwann zwangsläufig über den Weg.
Dadurch werden wir von verschiedenen Musikstilen beeinflusst und reflektieren all dies in unserer Musik. Wir werfen alles einfach nur in einen Topf…” So wie er das gerade wieder auf “Parking Lot Symphony” getan hat, dem ersten Album für sein neues Label Blue Note. Das von Chris Seefried (Fitz and the Tantrums, Andra Day) produzierte Album ist eine atemberaubende Tour de Force in zwölf sehr unterschiedlichen Akten. Mal serviert er fetzige Brass-Band-Sounds, dann wieder unwiderstehlich funkige Grooves oder eine satte Dosis Blues. Und natürlich greift er auch zeitgenössische Hip-Hop- und Pop-Einflüsse auf.
Den Grundstein für das Album legte der Multiinstrumentalist ganz allein in seinem Heimstudio."Ich war zwei Wochen zu Hause und nutzte die Zeit, um ins Studio zu gehen und den ‘Spielplatz’ einzurichten", erinnert er sich. “Ich baute alle Instrumente in einem Kreis auf: Tuba, Posaune, Trompete, Keyboards, Fender Rhodes, Wurly, Hammond-B3-Orgel, Gitarre, Bass, Schlagzeug – und dann vergrub ich mich in der Mitte all dieser Instrumente.” Er nahm mehr als genug Ideen für ein Album auf und ließ dann alles erst einmal ein ganzes Jahr lang ruhen, um mit seiner Band Orleans Avenue auf Tournee zu gehen und zu sehen, wie sich die Musik dort entwickeln würde. Als er schließlich mit Band und Gästen ins Studio zurückkehrte, wurden diese Songs erst so richtig mit Leben gefüllt.
Sehr anschaulich wird das am Beispiel der beiden einzigen Cover-Songs dieses Albums, die zwei echte Juwelen aus dem “NOLA Songbook” sind: “Here Come The Girls”, ein 1970 von Allen Toussaint geschriebenes und von Ernie K. Doe aufgenommenes Lied, klingt in Trombone Shortys Version (mit Ivan Neville am Klavier) zugleich derb und majästetisch, als stamme es von einem aktuellen Bruno-Mars-Album; das liebeskranke “It Ain’t No Use” der Meters hingegen kombiniert klassische Rhythm’n’Blues-Vibes mit einem himmlischen Chorgesang und einer peppigen Gitarre, die von Meters-Legende Leo Nocentelli höchstpersönlich gespielt wird. Dem war er im Studiokomplex zufällig über den Weg gelaufen, als er während der Aufnahme des Stücks eine Pause machte. Nocentelli ließ sich nicht zweimal bitten und stieg kurzerhand bei der Session ein. Typisch New Orleans eben!
Musikalisch ist Trombone Shorty, wie er auf “Parking Lot Symphony” eindrucksvoll zeigt, mit so ziemlich allen Wassern gewaschen, was sich in der erstaunlichen Stilvielfalt des Albums widerspiegelt. Ein Purist ist er aber dann, wenn es um Essen geht. Bei auswärtigen Konzerten stellt er an die Veranstalter lediglich eine Forderung: “No New Orleans Food”. Denn diese Küche bekommt er zu Hause bei Muttern oder in den Restaurants seines Heimatviertels Tremé einfach besser und authentischer serviert.