Wie gut ein Album wirklich ist, erkennt man manchmal erst, wenn man es nach vielen Jahren wieder hört und denkt: “Verdammt, das klingt so frisch und unvebraucht, als sei es gerade eben aufgenommen worden.” Ein solches Album ist “Hand On The Torch” von der britischen Band Us3, das 1993 mit Platin ausgezeichnet wurde und mit der Single “Cantaloop (Flip Fantasia)” den Überraschungs-Hit des Jahres lieferte. Wer das Album bereits damals liebte, wird verblüfft sein, dass es nichts von seinem Charme eingebüßt hat. Und die seitdem nachgewachsenen Hörergenerationen, die “Hand On The Torch” bisher noch nicht kennen, haben nun Gelegenheit, einen “ewig jungen” Klassiker für sich entdecken. Denn zum 20-jährigen Jubiläum von Us3 erscheint eine Doppel-CD mit den digital neu gemasterten Originalsongs des Albums, das Maßstäbe für die Fusion von wirklichem Jazz und HipHop setzte, und vier brandneuen Remixen.
Als das Londoner Produzenten-Gespann Geoff Wilkinson und Mel Simpson 1992 Us3 aus der Taufe hob, hätte es in seinen kühnsten Träumen nicht damit gerechnet, dass sein Projekt so erfolgreich sein würde. “Hand On The Torch” sollte das erste Album des Labels Blue Note sein, das in den USA Platin erhielt. Und die Single “Cantaloop (Flip Fantasia)”, die auf einem Sample von Herbie Hancocks 1964er Song “Cantaloupe Island” (vom Blue-Note-Album “Empyrean Isles”) basierte, schaffte es in die Top 10 von Billboards “Hot 100”-Charts. Auch sonst wimmelte es auf dem Album nur so vor geschickt benutzten Samples aus dem Blue-Note-Backkatalog: verwendet wurden u.a. Aufnahmen von Art Blakey und seinen Jazz Messengers, Thelonious Monk, Horace Silver, Donald Byrd, Bobby Hutcherson, Grant Green, Lou Donaldson und Big John Patton. Jazziges Flavour verliehen dem Album aber auch die an der Einspielung beteiligten Musiker, die seinerzeit zur Crème de la crème der jungen britischen Jazzszene gehörten: Leute wie Trompeter Gerard Presencer, Posaunist Dennis Rollins, die Saxophonisten Mike Smith und Ed Jones, Gitarrist Tony Remy oder Pianist Matt Cooper. Und die Rapper Rahsaan, Kobie Powell und Tukka Yoot steuerten schließlich noch modernste HipHop-Elemente bei.
“Ich kann es kaum glauben, dass schon zwanzig Jahre seit der Veröffentlichung von ‘Hand On The Torch’ verstrichen sind”, meint Wilkinson. “Durch das Remastering klingt die Musik noch fetter, und die neuen Remixe von ‘Cantaloop’ haben die Nummer perfekt auf den neuesten Stand gebracht.” Der weltweite Erfolg von Us3 überraschte damals so ziemlich jeden, war aber für Wilkinson auch eine Bestätigung. “Ich hatte immer vermutet, dass es unter jungen Leuten ein riesiges potentielles Jazzauditorium gab, und mit Us3 wollte ich diesem den Einstieg erleichtern. Indem wir klassische Jazztracks sampleten, sie mit Beats und Raps mischten und obendrauf noch heiße, junge Jazzmusiker spielen ließen, zollten wir der Vergangenheit Anerkennung, blieben in der Gegenwart verwurzelt und blickten in die Zukunft… und das alles zur selben Zeit.”