Der Stammbaum der Carter Family ist so weit verzweigt und verschlungen, dass man schnell die Orientierung verliert, wenn man sich mit ihm beschäftigt. Das Ursprungsensemble der berühmtesten Künstlerfamilie der Country Music machte bereits 1927 seine ersten Aufnahmen. Und seitdem pflanzten sich die Carters munter fort und mit ihnen der Katalog der Songs, die zahlreiche Familienmitglieder und ihre eingeheirateten Partner schrieben. Ein so gewaltiges musikalisches Erbe kann ein schwere Bürde sein. Doch die Sängerin und Songschreiberin Carlene Carter schultert es mit Leichtigkeit. Und dies, obwohl sie bereits auf ihrem Debütalbum 1978 eine gewisse musikalische Distanz zu ihrem Familienclan gesucht hatte und auch danach ihr eigenes Profil bewahrte. Auf “Carter Girl” gibt Carlene nun zehn bekannten Songs der Carter Family ihren unverwechselbar eigenen Touch.
Die Songs, unter die sie natürlich auch zwei aus ihrer Feder mischte, wurden so ausgewählt, dass sie all ihre Vorfahren repräsentieren. “Ich wollte zeigen, wie sich das Songwriting und der Gesang über Generationen hinweg entwickelt haben”, erklärt sie. Neben verschiedenen Kompositionen von ihrem Großonkel A.P. Carter (darunter “Gold Watch And Chain”), interpretiert sie auch “Tall Lover Man” von ihrer Mutter June Carter, die erst mit Carlenes Vater Carl Smith und später mit Johnny Cash verheiratet war. Von Letzterem erbte Carlene die etwas rebellische Ader, die ihr nun auch dabei half, die Country-, Folk-, Bluegrass- und Gospelklassiker ihrer Familie mit einem oftmals deutlichen Rock- und Blueseinschlag ordentlich gegen den Strich zu bürsten. Behilflich waren ihr dabei Produzent Don Was, exzellente Musiker wie der Steel- und E-Gitarrist Greg Leisz und Drummer Jim Keltner sowie die Stargäste Willie Nelson, Vince Gill und Kris Kristofferson. Wenn es je einen Zweifel daran gegeben haben sollte, dass Carlene Carter ein vollwertiges Mitglied der legendären Carter Family ist, mit diesem Album hat sie ihn wohl endgültig ausgeräumt.