Als das Hamburger Überjazz-Festival dieser Tage die ersten geladenen Künstler für 2015 vermeldete, durfte aufgeatmet werden: Das extravagante Wochenende auf dem Kampnagel-Gelände bleibt sich treu und blickt weiterhin weit über den Jazz-Tellerrand. Schon im letzten Jahr hatte sich das Festival getraut, so stilistisch gewagte Ensembles wie die SloMo-Doom-Jazzer Bohren & der Club of Gore einzuladen, dieses Jahr scheint die versammelte Künstlergarde erneut wagen zu dürfen, was gewagt werden kann.
Neben
Hiatus Kaiyote und
Jaga Jazzist,
Colin Stetson & Sarah Neufeld,
Mocky,
Tigran Hamasyan,
Sons Of Kemet,
Vincent Peirani & Emile Parisien,
Matthew Halsall & The Gondwana Orchestra sowie
Richard Spaven wurden gerade drei weitere Künstler bekannt gegeben, die sich fernab des Mainstreams tummeln.
Matthew Herbert, in diesem Falle wieder unter seinem Alias Herbert, wird sein neues Album, das erste nach zwölf Jahren, zum Besten geben – und zwar gleich mit 10-köpfiger Begleitband. Der afrikanische Saxophonist
Orlanda Julius ist mit
The Heliocentrics zu erleben, die bereits vor einigen Jahren den Überjazz-Auftritt von
Mulatu Astatke zum Ereignis werden ließen. Der Trompeter
Christian Scott aus New Orleans erinnert mit seinem sphärischen Spiel eher an
Nils Petter Molvaer als an vergilbte Mardi-Gras-Seligkeiten, aus Norwegen wird mit Shining eine Band erwartet, deren Genre mit Black (Jazz) Metal halbwegs genau beschrieben wäre.
Nicht auszuschließen, dass die wahren Extremisten erst noch folgen. Aber schon jetzt scheint das Überjazz sich zum Glück erneut als ein Festival der Grenzgänger zu verstehen. Hamburg steht ein aufregender Jazzherbst bevor.