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Prestige Records: Geburtstag mit schwarzen Scheiben

Vinyl Reissue John Coltrane Dakar
Vinyl Reissue John Coltrane Dakar
16.05.2014
Die Jazz-Vinyl-Welle rollt! Nicht nur wird das 75. Blue-Note-Labeljubiläum mit insgesamt 100 remasterten Blue-Note-LPs gefeiert, die derzeit in monatlichen 5er-Staffeln erscheinen, auch das diesjährige 65. Jubiläum des nicht minder produktiven und kaum weniger bedeutenden Prestige-Labels wird mit Vinyl gefeiert. Zum Geburtstag erscheinen dieses Jahr insgesamt 16 der historisch wichtigsten Prestige-LPs innerhalb der BACK-TO-BLACK-Serie, das heißt in hochwertigem 180gr-Vinyl gepresst und mit Download-Gutschein. Noch originaler geht es also kaum. Es sei denn, Sie haben das notwendige Glück und “Kleingeld”, Originalpressungen dieser Alben auf einem echten oder virtuellen Flohmarkt aufzustöbern. Aber seien Sie gewarnt: Die Chancen, dass Ihnen dies gelingt, sind nicht allzu üppig. Denn es handelt sich durch die Bank um sehr gefragte Jazzklassiker, von denen sich diejenigen, die sie in gutem Zustand besitzen, selten preiswert trennen mögen.

Mose Allison Sings: The Seventh Son

Als der in Mississippi geborene Mose Allison 1956 nach New York kam, nahm er für Prestige Records sechs unvergessliche Alben auf, die ihn vor allem als Pianisten featureten. Nur bei wenigen Songs trat er auch als Sänger in Erscheinung. Doch gerade mit seiner verschmitzten, bodenständigen Stimme und den humorvoll-cleveren Texten seiner eigenen Stücke erzielte Allison beim Publikum die größte Wirkung. Für Mose Allison Sings wurden 1963 all seine für Prestige aufgenommenen Gesangsnummern zusammengetragen. Das Album genoss schnell den Ruf, eine definitive Kollektion von Mose-Allison-Aufnahmen zu sein. Und daran hat sich auch nach über 50 Jahren nichts geändert.

Eric Dolphy – At The Five Spot, Vol. 1

Nach seinem Ausstieg bei Mingus und einem Zwischenspiel mit Coltrane unterhielt der Multiinstrumentalist Eric Dolphy ein leider nur kurzlebiges Quintett mit dem jungen, vielversprechenden Trompeter Booker Little, Pianist Mal Waldron, Bassist Richard Davis und Schlagzeuger Ed Blackwell. Dieses Album enthält das erste von insgesamt drei Sets, die das Quintett im Juli 1961 im Five Spot spielte. Nur wenige Monate später – im Oktober 1961 – sollte der erst 23-jährige Little, der bereits als der neue Trompetenstar gefeiert wurde, sterben.

Sonny Rollins – Plus Four

Dass dieses Album unter dem Namen von Sonny Rollins veröffentlicht wurde, mag einzig daran liegen, dass er zwei eigene Kompositionen (“Pent-Up House” & “Valse Hot”) zum Repertoire beisteuerte. Denn eigentlich ist hier das damals umjubelte Clifford Brown/Max Roach Quintet zu hören. Es war die letzte komplette Aufnahmesession des Ensembles mit Pianist Richie Powell und Trompeter Clifford Brown. Drei Monate später kamen die beiden aufstrebenden Talente bei einem Autounfall ums Leben

John Coltrane – Dakar

Als dieses Album 1957 erstmals erschien, geschah das noch unter dem Namen der Prestige All Stars und trug den Titel “Baritones And French Horns”. Der Name John Coltranes stand auf dem Cover nur im Kleingedruckten, da die “Baritones”-Session Pepper Adams und Cecil Payne featurete. Erst nachdem Coltrane in den frühen 1960ern größere Bekanntheit erlangt hatte, wurden die Aufnahmen flugs unter seinem Namen wiedereröffentlicht. Dieser kleine Etikettenschwindel ändert aber nichts an der Tatsache, dass “Dakar” ein absolut brillantes Album ist, das den Tenorsaxophonisten in einem nicht alltäglichen Kontext präsentiert.

Eddie “Lockjaw” Davis – The Eddie “Lockjaw” Davis Cookbook, Vol. 1

Kochbücher waren schon lange vor Jamie Oliver und Nigella Lawson populär. Etwa die drei, die der Tenorsaxophonist Eddie “Lockjaw” Davis Ende der 1950er mit Unterstützung von Shirley Scott und Flötist/Tenorsaxophonist Jerome Richardson herausbrachte. Scott, die sich bis dahin einen Namen als Pianistin gemacht hatte, wechselte unter dem Einfluss von Davis für diese “Cookbook”-Sessions zur Hammond-Orgel. Schon bald danach konnte sie sich mit einem neuen Titel zieren: “The Queen of the Organ”.

Roy Haynes, Phineas Newbown, Paul Chambers – We Three

We Three” war 1958 das erste Studioalbum, das der Schlagzeuger Roy Haynes (heute mit seinen 89 Jahren eine lebende Legende des Jazz) in den USA unter eigenem Namen eingespielt hatte. In Pianist Phineas Newborn und Bassist Paul Chambers hatte er wirklich kongeniale Spielpartner gefunden. Originalität bewies das Trio bei der Zusammennstellung des Repertoires, dessen bekannteste Nummer Tadd DameronsOur Delight” war.

Jackie McLean – 4, 5 And 6

Als Altsaxophonist Jackie McLean 1956 für Prestige “4, 5 And 6” aufnahm, stand er noch ganz am Anfang seiner Solokarriere. Der große Durchbruch sollte ihm erst in den 1960er mit seinen Blue-Note-Alben gelingen. Doch die Sessions für “4, 5 And 6” lieferten schon einen exzellenten Vorgeschmack auf McLeans spätere Blue-Note-Klassiker. Nicht zuletzt deshalb, weil er hier auch mit dem Trompeter Donald Byrd zusammenarbeitet, mit dem er später wieder bei Blue Note spielte. Komplettiert wird die Besetzung durch Tenorsaxophonist Hank Mobley, Pianist Mal Waldron, Bassist Doug Watkins und Drummer Art Taylor.

Oliver Nelson – Screamin' The Blues

Auf dem Album “Screamin' The Blues” kam es 1960 zu einer überraschend fruchtbaren Begegnung zwischen zwei im Grunde sehr verschiedenen Saxophonisten: Oliver Nelson und Eric Dolphy. Es ist absolut spannend zu verfolgen, wie sie sich hier gegenseitig kreativ die Bälle zuspielen. Eine umso bemerkenswertere Leistung, da das Repertoire nicht aus sattsam bekannten Standards bestand, sondern aus fünf Originalen von Oliver Nelson und einer Nummer von Produzent Esmond Edwards.