Es gab Zeiten, da bezeichneten manche traditionellere orientierte Jazzmusiker und -kritiker Avantgardisten wie
Pharoah Sanders und
Archie Shepp als “pure Scharlatane”. Zu schrill und unkonventionell klang ihnen die Musik der beiden Saxophonisten im Ohr. Dieses Urteil wurde mittlerweile längst revidiert. Verdient machten sie sich vor allem, weil sie zu den ersten gehörten, die afrikanische Rhythmen und Musikelemente in den Jazz integrierten. Nun werden Sanders und Shepp 2016 gemeinsam zu “
NEA Jazz Masters” ernannt. Hinter dem Kürzel NEA verbirgt sich das National Endowment for the Arts (Nationalstiftung für die Künste), die einzige staatliche Kulturfördereinrichtung der USA. Mit Zweifeln an seinem Können sah sich der ebenfalls ausgezeichnete Vibraphonist
Gary Burton nie konfrontiert. Als er in den frühen 1960ern an der Seite von
George Shearing und
Stan Getz reüssierte, wurde er bereits unisono als großer Erneuerer auf seinem Instrument gefeiert. Mit Wendy Oxenhorn, die der Jazz Foundation of America vorsteht, wird außerdem auch ein Nichtmusiker als NEA Jazz Master geehrt. “Mit ihren finanziellen Unterstützungen hilft die Jazz Foundation vielen Jazzleuten zu überleben”, meinte der gerade verstorbene
Mark Murphy vor ein paar Jahren. “Deshalb sind Wendy und die Stiftung für diese Kunstform so wichtig. Irgendwer sollte Wendy Oxenhorn eine Medaille verleihen.” Murphys Wunsch wird nun erfüllt.
In einer Reihe von 10 Impulse-LP-Wiederveröffentlichungen erscheint am 13.11. auch Pharaoh Sanders‘ legendäres Album “Karma”.