In der Reihe “Verve By Request” erscheinen diesmal zwei veritable Raritäten auf Vinyl: Bill Hendersons Zusammentreffen “With The Oscar Peterson Trio” und Betty Carters Debütalbum “Out There With Betty Carter”.
Verve By Request Serie: Bill Henderson "With The Oscar Peterson Trio" / Betty Carter "Out There"
14.02.2025
Bei der Verve By Request Serie ist der Titel Programm: sie soll Repertoirelücken schließen, auf die Fans das Label immer wieder hinweisen. Die Serie konzentriert sich auf seltene und von LP-Sammlern oft geforderte Perlen aus dem Stall von Verve und seinen Schwesterlabels wie Impulse, Mercury und Emarcy. Kuratiert wird die Serie zusammen mit dem für seine hochwertigen Veröffentlichungen bekannten US-LP-Label Third Man Records. Remastert wird, wann immer möglich, von den analogen Originalbändern, gepresst in 180g bei Third Man Pressing/Detroit.
Bill Henderson – With The Oscar Peterson Trio
Der aus Chicago stammende Sänger Bill Henderson (1926–2016), dessen Raspelstimme der Jazzautor Will Friedwald mit der von Ray Charles verglich, erlangte leider nie den Ruhm, den er eigentlich verdient hätte. Und das, obwohl er in den 1950er und 1960er Jahren mit zahlreichen Jazzgrößen – darunter Ramsey Lewis, Horace Silver, Jimmy Smith und Count Basie -Aufnahmen machte und 1961 mit Art Blakey und seinen Jazz Messengers auf Japan-Tournee ging. Aus Bill Hendersons sehr überschaubarer eigener Diskographie ragt dieses 1963 bei Verve erschienene Album weit heraus. Wunderbar unterstützt von dem ungemein swingenden Oscar Peterson Trio (mit Ray Brown am Bass und Ed Thigpen am Schlagzeug) zeigt Henderson hier, warum er – bevor er nach Los Angeles ging und sich weitgehend der Schauspielerei zuwandte – als einer der besten Jazzsänger seiner Generation galt. “Mit Oscar und Ray und Ed zusammenzuarbeiten, war einfach ein Riesenspaß”, sagte Bill Henderson über die Session. “Oscar ist ja selbst Sänger und weiß, wie man einen Sänger begleitet. Er ist wie ein komplettes Orchester. Wenn er spielt, benutzt er die gesamte Klaviatur. Du kannst alle Changes hören, und er macht es dir leicht, dich zurückzulehnen und zu singen. Er hört dir die ganze Zeit zu, und während er zuhört, spielt er all die richtigen Sachen für dich.” Henderson steht seinen exzellenten Begleitern in nichts nach und verleiht Klassikern wie “You Are My Sunshine”, “All Or Nothing At All”, “Gravy Waltz”, “I’ve Got A Crush On You” und “The Folks Who Live On The Hill” seine eigene, leicht angeraute Note.
Betty Carter – Out There With Betty Carter
Wer Betty Carter (1929–1998) einmal boppend und scattend auf der Bühne erlebt hat, weiß, dass sie eine singende Naturgewalt war. Kein Wunder, dass Miles Davis, Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Lionel Hampton und Ray Charles schon früh zu ihren größten Fans zählten. Obwohl Betty bereits 1955 ein Album mit dem Trio des Pianisten Ray Bryant aufgenommen hatte (auf dem sie allerdings nur in der Hälfte der Songs zu hören war), gilt “Out There With Betty Carter” von 1958 als ihr eigentliches Debütalbum. Schon bei der Zusammenstellung des Repertoires zeigte sich dern Eigensinn der Sängerin, die ein paar populäre Songs und Jazzstandards wie “You’re Driving Me Crazy” und “But Beautiful” mit weniger geläufigen Stücken wie “Babe’s Blues” von Randy Weston und Jon Hendricks mischte. Und mit “I Can’t Help It” stellte die damals 28-Jährige auch gleich ihre erste eigene Komposition auf Platte vor. Kongenial begleitet wird Betty von einem Ensemble unter der Leitung des Altsaxofonisten und Arrangeurs Gigi Gryce mit angesagten und Bebop-erfahrenen Musikern wie dem Trompeter Kenny Dorham, dem Tenorsaxofonisten Benny Golson, der Posaunistin Melba Liston und dem Pianisten Wynton Kelly. “Ein fantastisches Album von Betty Carter – und sicherlich ihr am schwersten zu findendes”, so meint Dusty Groove. “Nicht ganz so ‘out there’ wie der Titel vermuten lässt, aber dennoch ein prickelndes Programm mit modernem Jazzgesang!”