“Combat Breathing” ist fraglos einer der eindringlichsten Tracks auf Vijay Iyers brillantem neuen Trio-Album “Uneasy”. Und es ist ein Stück mit einer etwas komplexeren Geschichte. Komponiert hatte der Pianist die Nummer bereits vor beinahe sieben Jahren im Auftrag der Brooklyn Academy of Music, wo sie im Dezember 2014 im Harvey Theater der Akademie in einer Multimedia-Performance auch uraufgeführt wurde. Anlass war der Tod des asthmakranken Afroamerikaners Eric Garner, der bei seiner gewaltsamen Festnahme mehrfach verzweifelt die Worte “I can’t breathe” ausgestoßen hatte, die schon bald danach zur Parole der “Black Lives Matter”-Bewegung wurden. Bei der Präsentation im Harvey Theater führte ein von Paloma McGregor choreographiertes Tanzensemble zu Vijays Musik ein “Die-In” auf. Der Song selbst ist wiederum nach einem Begriff benannt, den der afrofranzösische Antikolonialist Frantz Fanon 1959 in seinem Buch “L’An V de la Révolution Algérienne” (deutscher Titel: “Aspekte der algerischen Revolution”) geprägt hatte. Nach der Premiere nahm Vijay Iyer das bewegende Stück in das Live-Repertoire seines damaligen Trios mit Stephen Crumb und Marcus Gilmore auf. Für das Album “Uneasy” hat er es jetzt erstmals mit der Basststin Linda May Han Oh und dem Schlagzeuger Tyshawn Sorey aufgenommen. Der ebenso gewaltsame und aufwühlende Tod von George Floyd im Mai letzten Jahres (der übrigens erst nach der Einspielung des Albums passierte) unterstreicht noch einmal in aller Deutlichkeit, wie aktuell dieses traurige Thema auch heute noch ist.