“Classique” hat der Sänger Will Downing sein vierzehntes Album genannt. Das französische Wort bedeutet “Klassiker” und wird zur Beschreibung von klassischen Werken, Autoren, Künstlern, Topoi oder Produkten benutzt. Und ein veritabler Klassiker gelang dem aus Brooklyn stammenden Downing gleich am Anfang seiner Solokarriere, als er auf seinem Debütalbum eine atemberaubende Rhythm’n’Blues-Interpretation des meditativen John-Coltrane-Songs “A Love Supreme” präsentierte, die es 1988 in den britischen Single-Charts auf den 14. Platz schaffte. Seitdem nahm der New Yorker mit der einschmeichelnden Baritonstimme noch ein Dutzend mal mehr, mal weniger jazzige Alben auf, bei denen ihm die musikalische Qualität immer wichtiger war als der kommerzielle Erfolg. Nicht anders verhält es sich bei zehn Songs seines nunmehr vierzehnten Albums “Classique”, mit dem sich Will Downing nach einer unfreiwilligen künstlerischen Pause auf der Szene zurückmeldet. Der Video-Clip von der sommerlich-entspannt groovenden Nummer “Something Special” ist ein kleiner Vorgeschmack auf dieses im besten Sinne klassische Album.
2006 war Will Downing an Polymyositis erkrankt, einer chronischen entzündlichen Muskelerkrankung, die ihn zu einer Auszeit von einem ganzen Jahr zwingen sollte. Sein letztes, 2007 erschienenes Album “After Tonight” sang er beinahe komplett vom Rollstuhl aus ein. Mit Sinn für schwarzen Humor sagt er heute: “Einen Moment lang dachte ich, daß mein neuer Markenname ‘The Ironside of Soul’ werden würde.” Eine Anspielung auf den von Raymond Burr verkörperten Privatdektetiv Robert T. Ironside der US-Serie “Ironside”, der an einen Rollstuhl gefesselt war. Glücklicherweise hatte die Behandlung bei Downing Erfolg. Und so konnte er sich letztes Jahr endlich voller Schwung auf sein neues Projekt “Classique” stürzen. Zur Seite stand ihm beim Schreiben und Arrangieren vieler Songs des Albums mit Keyboarder Rex Rideout ein alter Freund und sehr gefragter Kollege.
Zu den Highlights von “Classique” gehören das hypnotisch pulsierende “More Time” , das sommerlich-entspannt groovende “Something Special” und das von einem leidenschaftlichen Backbeat angetriebene “I Won’t Stop”. Vor allem letzteres dürfte sicherlich Eingang in den Kanon der Will-Downing-Klassiker finden. Aber auch das wunderbar soulige “Just Think About It” und die funky Call-And-Response-Nummer “Love Suggestions”, die er gemeinsam mit der sinnlichen Sherrida einsang, zeugen von der Klasse Will Downings.
Respektvoll wie immer interpretiert Downing auch drei zeitlose Klassiker aus den 60er und 70er Jahren. Der erste ist “Baby, I’m For Real”. Den Song hatte Marvin Gaye 1969 für sein bevorzugtes Motown-Vokalquartett geschrieben, produziert und arrangiert: The Originals. Fünf Wochen lang konnte sich die Nummer damals auf dem ersten Platz der Black-Music-Charts halten. Um dem Sound der Originals etwas näherzukommen, nahm Downing seine Version mit Phil Perry als Gesangspartner auf. Perrys kraftvoller Tenor und die für ihn typischen Falsetthöhenflüge ergänzen sich perfekt mit Downings sanft-sonorer Baritonstimme. Der zweite Klassiker ist Barry Whites erster Hit “I’m Gonna Love You Just A Little More, Baby” aus dem Jahr 1973. Downings Remake wird auch auf der von Rex Rideout produzierten Compilation “The Strength Of A Woman” erscheinen, einer Benefiz-CD zur Unterstützung der Erforschung von Brustkrebs unter afro-amerikanischen Frauen. Und schließlich ist da noch Will Downings Version von “Statue Of A Fool” (a.k.a. “Name It After Me”), die an die meisterhafte Interpretation angelehnt ist, die der Temptations-Sänger David Ruffin 1976 von diesem Country-Klassiker Jack Greenes machte.
“Classique” ist vom ersten bis zum letzten Ton ein typisches Will-Downing-Album und ein relaxtes, aber auch emphatisches Statement, das von der Stärke und dem Selbstvertrauen des Brooklyner Sängers zeugt. Der “Prince of Sophisticated Soul”, wie man Downing in den USA auch nennt, feiert mit diesem ausdrucksstarken Album sein 20jähriges Jubiläum als Solokünstler.
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