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George Benson & Al Jarreau – Givin' It Up

25.10.2006
Seit rund 30 Jahren dürften Jazz-, Rhythm’n'Blues- und Popfans rund um den Globus heimlich von dieser Kollaboration zwischen George Benson und Al Jarreau geträumt haben. Obwohl sie so lange auf sich warten ließ, mußte sie irgendwann zwangsläufig zustandekommen. Die beiden Ausnahmemusiker haben einfach zuviele Gemeinsamkeiten: Beide begannen ihre professionelle Laufbahn als Jazzer (Benson in den frühen Sechzigern und Jarreau in den Mittsiebzigern), mauserten sich danach aber schnell zu versierten Rhythm’n'Blues- und Popstars und sammelten zahlreiche Grammys (Benson acht, Jarreau immerhin fünf) in verschiedenen musikalischen Kategorien (Jazz, Rhythm’n'Blues und Pop) sowie etliche Gold- und Platinauszeichnungen für ihre millionenfach verkauften Alben ein.
Als George Benson und Al Jarreau Anfang des Jahres eine gemeinsame Tournee für den Sommer 2006 planten, hatte die Plattenfirma Concord Music die fabelhafte Idee, die zwei gleich auch noch für ein gemeinsames Album ins Studio zu lotsen. Und als würde die Begegnung dieser beiden musikalischen Giganten noch nicht langen, wurden auch noch namhafte Gäste zu den Sessions eingeladen: von Herbie Hancock und Stanley Clarke über Marcus Miller und Chris Botti bis hin zur Neo-Soul-Diva Jill Scott und Ex-Beatle Paul McCartney.
 
Die dreizehn Songs von “Givin' It Up” spiegeln den stilistischen Abwechslungsreichtum wider, den die beiden Protagonisten im Laufe ihrer Karriere immer wieder bewiesen haben. Neben neuen eigenen Songs umfaßt das Repertoire Musik aus mehreren Dekaden: Aus den 40ern stammt der Billie-Holiday-Klassiker “God Bless The Child” (in dem Jill Scott zu hören ist), zurück in die 60er führt Sam Cookes “Bring It On Home To Me” (hier hat Paul McCartney seinen kleinen Überraschungsauftritt), an die 70er erinnert Seals & Crofts “Summer Breeze” und an die 80er schließlich Darryl Halls schmachtende Ballade “Everytime You Go Away”. Noch ausgesprochen frisch ist dagegen der Song “Ordinary People” von John Legend, der 2005 den Grammy für die beste Rhythm’n'Blues-Gesangsdarbietung erhielt.
 
“Wie haben wir es geschafft, Paul McCartney zum Nulltarif ins Studio zu bekommen?”, fragt sich Jarreau rhetorisch. Der magische Moment fand im Studio D des verstorbenen Muppet-Show-Schöpfers Jim Henson statt. “Nun, George redete wie ein Südstaatenpolitiker auf diesen jungen Mann aus Liverpool [man beachte: McCartney ist gerade mal zwei Jahre jünger als Jarreau und sogar ein Jahr älter als Benson] ein, um ihn zum Singen zu bringen! Paul sagte zu George: ‘Du bist ganz schön dreist, Mann! Ich arbeite gerade gleich um die Ecke an meinem eigenen Album!’ Aber zwei Tage später erfüllte er uns dann doch den Wunsch und sang ‘Bring It On Home To Me’ mit uns ein. Da zeigt sich mal wieder, daß Gott der große Puppenspieler in diesem ganzen Business ist.”


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“Givin' It Up” wartet außerdem mit heißen jazzigen Jamsessions über zwei Miles-Davis-Klassiker auf: Zum einen interpretieren Benson und Jarreau (u.a. mit Stanley Clarke am Kontrabaß) das klassisch swingende “Four” (eine Nummer aus den frühen 50ern, zu deren Melodie der große Jon Hendricks einen Text fertigte), zum anderen das bluesige “Tutu”, das Bassist Marcus Miller 1985 als Hommage an den südafrikanischen Bischof Desmond Tutu für das gleichnamige Album von Miles schrieb. Jarreau verfaßte Lyrics für dieses Stück und gab ihm den neuen Titel “'Long Came Tutu”. Eingespielt wurde es mit Marcus Miller am E-Baß und Herbie Hancock am akustischen Piano. “In meinem Solo spiele ich ein paar neue Sachen, die ich in letzter Zeit ausprobiert hatte, aber bisher nicht einzusetzen wußte”, sagt Benson. “Und Herbies Solo ist einfach überwältigend!”
 
Al Jarreau stellt einmal mehr unter Beweis, warum er einer der begnadetsten und populärsten Rhythm’n'Blues-Vokalisten der Gegenwart ist. Er schrieb auch einen Text zu “Breezin'”, einem der größten Hits von George Benson, und setzte damit einen Plan, den er mit seiner Frau schon in den 70er Jahren geschmiedet hatte, endlich in die Tat um. Von Jarreau stammt überdies noch das ergreifende Versöhnungslied “Let It Rain”, bei dem Chris Botti gestopfte Trompete spielt. George Benson wiederum verlieh Jarreaus aus dem Jahr 1983 stammenden Hit “Mornin'”  entspannten karibischen Charme und interpretiert in bester Crooner-Manier das Liebeslied “All I Am”. Ein reines Vergnügen sind schließlich das Stück “Don’t Start No Stuff”, bei dem sich Benson und Jarreau einen atemberaubenden Scat-Showdown liefern, sowie das eingängige “Givin' It Up For Love”.
 
Die erste Begegnung zwischen Benson und Jarreau fand Mitte der 70er Jahre im Coconut Grove Ballroom des Hotels Ambassador in Los Angeles statt. Benson erinnert sich: “Al sang zur Musik von ‘Take Five’ einen Text, den ich noch nie zuvor gehört hatte. Da ich damals für mein Album ‘Bad Benson’ gerade eine Instrumentalversion dieser Nummer aufgenommen hatte, hörte ich mir diesen Typen etwas genauer an. Seine Art zu improvisieren war ziemlich interessant.” Jarreau über Benson: “George und ich sind ungefähr gleich alt [Jarreau ist Jahrgang 1940, Benson 1943], aber er stand schon mit acht Jahren als Profi auf der Bühne! Er wurde innerhalb der Jazzgemeinde als Idol verehrt – das war etwas, wonach ich auch strebte. Doch ich tauchte mit meiner ersten Platte erst siebzehn Jahre später, 1975, auf der Szene auf. George war für mich ein Held.”
 
Obwohl beide in den 70er und 80er Jahren bei Warner unter Vertrag waren und nun schon seit einigen Jahren zur Verve-Familie gehören, haben sie lediglich zweimal zusammengearbeitet: einmal ergab sich vor einer Handvoll glücklicher Fans eine Impromptu-Session im New Yorker Club Blue Note und 1990 nahmen sie für Jon Hendricks' Album “Freddie Freeloader” gemeinsam zwei Songs auf. “Anfangs gab es eine gewisse Rivalität zwischen uns”, gesteht Benson, “aber eigentlich waren es eher unsere Manager, die verhinderten, daß wir uns näherkamen.” Jarreau schwächt dies etwas ab: “Ach was, es hatte bis jetzt einfach nicht sein sollen.”
 
Schon bei ihrem ersten Treffen in der Hauptgeschäftsstelle von Concord Records in Beverly Hills wurde klar, daß es Kompatibilitätsprobleme zwischen ihnen nicht geben würde. Tatsächlich wurden sie dort schon zu ihrem ersten Song für “Givin' It Up” inspiriert. “Ich war als Erster eingetroffen und bestellte einen Kaffee”, erzählt Benson, “beim Hereinkommen verlangte Al dann auch einen. Als das Mädchen mit dem ersten Kaffee kam, dachte Al, daß es seiner wäre. Aber das Mädchen servierte ihn mir. Daraufhin meinte Al: ‘Hey George, don’t start no stuff!’ Ich antwortete: ‘So sollten wir den ersten Song unserer CD nennen!’ Also hat Al sich hingesetzt und einen dazu passenden Text geschrieben. Er ist ein sehr produktiver Typ. Ich hatte ihn ja schon immer gemocht, aber heute habe ich noch sehr viel mehr Respekt vor ihm.”
 
Jarreau ist Koautor von sechs der dreizehn Songs dieses Albums. Einige entstanden unter enormem Zeitdruck zwischen März und Juni diesen Jahres. “Ich haute mir einige Nächte um die Ohren und eilte manchmal direkt von meinem Arbeitsraum zuhause ins Studio”, sagt Jarreau. “Ich wollte diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen.”
 
Die Zusammenarbeit von George Benson und Al Jarreau ist natürlich ein gewaltiger Coup. “Zusammen sind die beiden wie ein Feuerwerk”, meint John Burk, Vizepräsident und A&R-Chef der Concord Music Group. “Es gibt wohl niemanden, der im Jazz, Pop und Soul mehr Erfolge verbuchen konnte, als die zwei. Wir sind stolz darauf, sie erstmals gemeinsam präsentieren zu können.”