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Die Heilige, die keine ist: Annie Lennox

Mit “A Christmas Cornucopia” ist Annie Lennox ein unerhört aufregendes Weihnachtsalbum gelungen, das zugleich klassisch und zeitgenössisch, anrührend und mitunter sogar polemisch ist.
Annie Lennox © by Mike Owen
Annie Lennox © by Mike Owen© by Mike Owen
11.11.2010
Ziemlich entrückt wirkt Annie Lennox auf dem Cover ihres neuen Albums “A Christmas Cornucopia” - es fehlt ihr, möchte man fast sagen, eigentlich nur noch ein Heiligenschein. Doch die Sängerin hat keineswegs in andere Sphären abgehoben. Erst kürzlich stellte die Schottin in einem Interview klar, dass sie weder eine Heilige ist noch sein möchte. Auch wenn sie sich wie nur wenige andere Künstler seit langem für karitative Zwecke engagiert. Ihre humanistische Ader hat auch das neue, ganz weihnachtliche Album geprägt. Auf dem kombiniert Lennox bestens bekannte Klassiker der Weihnachtsmusik mit selten zu hörenden Perlen des Genres und stellt einige der Lieder überraschend in einen modernen sozialpolitischen Kontext. Den gesamten Erlös, den sie mit der Single-Auskopplung von ihrem neuen, selbst geschriebenen Song “Universal Child” erzielt, wird sie an ihre eigene Stiftung überweisen, die sich um HIV/AIDS-kranke Kinder und Frauen in Afrika kümmert. Da hat Annie Lennox dann doch fast schon wieder etwas von einer Heiligen.
“Ich kenne diese Weihnachtslieder seit ich denken kann, ich habe sie schon gesungen, als ich noch ein Kind war”, sagte Annie Lennox, die auf ihrem Album nicht nur weltweit populäre Lieder wie “The Holly And The Ivy”, “Silent Night” (“Stille Nacht”) und “The First Noel” singt, sondern auch ein paar weithin unbekannte Juwelen wie “Il est ne le divin enfant” und “Lullay Lullay” zu Gehör bringt. “Sie gehen mir einfach nicht aus dem Kopf. Sie haben in meinem Leben eine große Rolle gespielt”, meint Lennox erklärend. “Es ist keine willkürliche Auswahl. Ich hatte zu diesen Stücken an sich schon eine sehr enge Beziehung, lange bevor ich diese Aufnahmen anging.”
Den Großteil der Musik hat Lennox in Zusammenarbeit mit ihrem Koproduzenten Mike Stevens in dessen Studio im Südwesten Londons aufgenommen. Um diese Klassiker mit neuer Energie zu versorgen, wünschte sie sich allerdings einen volleren Klang und zusätzliche Dynamik. Zur Verwirklichung dieses Ziels arbeiteten Lennox und Stevens im Londoner Pinewood Studio auch mit einem 30-köpfigen Orchester zusammen. Und das Paar reiste noch sehr viel weiter: nach Südafrika, um dort Aufnahmen mit dem African Children’s Choir zu machen, dem sich die leidenschaftliche Aktivistin Lennox seit langem eng verbunden fühlt.
“Als ich sieben, acht Jahre alt war, sang ich auch in Chören”, erzählt Lennox. “Wir sangen all diese traditionellen Weihnachtslieder, die ich außerordentlich schön finde. Und einige dieser Stücke haben einen irgendwie afrikanischen Beigeschmack.” Auf “A Christmas Cornucopia” hebt sie diese afrikanischen Elemente nun öfter hervor. Die Platte ist keines der süßlichen, belanglosen Weihnachtsalben, mit denen der Markt kurz vor dem Fest alle Jahre wieder überflutet wird. “Cornucopia” bedeutet “Füllhorn” – und dieses Füllhorn, das Annie Lennox über den Hörer ausschüttet, birgt einige wunderbare Überraschungen.
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