Seit ihren Zeiten als Elektro-Pop-Göttin bei den Eurythmics hat Annie Lennox als Solistin erfolgreich in vielen Musik-Stilen reüssiert, von Pop und Rock bis hin zum Titelsong von Francis Ford Coppolas “Dracula”. Nach eigenem Bekunden gab es bislang nur ein Genre, an das sie sich nicht so recht heranwagte: die Klassiker der Populärmusik vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts, der Zeit als noch Jazz und Blues den Takt angaben. Jene Songs, die Billie Holiday, Nina Simone, Ella Fitzgerald, Duke Ellington und die Andrews Sisters zu Evergreens machten.
Wie gut, dass Lennox jetzt den Mut gefasst hat, sich nach eigenem Bekunden “wie eine staunende Enkelin” auf Omas Lieder-Dachboden zu schleichen, Fundstücke zu entstauben und zu begutachten, ihre Geheimnisse so weit zu erkunden bis sie sie jetzt ebenfalls in die Welt hinaus singen kannt. Das Ergebnis nennt sie “Nostalgia”, das Album erscheint in genau vier Wochen. Auf “Nostalgia” taucht die Britin auf ganz eigene Art tief hinab in die Zeit rotsamtener Ballrooms und verrauchter Jazzclubs. Als Appetitmacher erschien jetzt das Video “I Put A Spell On You”, jener legendäre von Screamin' Jay Hawkins verfasste Hexenbann an eine unglückliche Liebe. Inspiriert von der bekanntesten Interpretin des Songs, Nina Simone, macht Annie Lennox daraus eine mindestens ebenbürtige Beschwörung.