Harmony – neue Band eines eigenwilligen Gitarrenhelden
Mit seinem Blue-Note-Debütalbum “Harmony” verspricht Gitarrist Bill Frisell ein wenig Harmonie in unsere unharmonischen Zeiten zu bringen.
Bill Frisell, Petra Haden, Hank Roberts, Luke BergmanMonica Jane Frisell
02.10.2019
“Gitarrenheld” überschrieb der Jazzkritiker Gary Giddins 2009 ein “New Yorker”-Porträt von Bill Frisell, in dem er ihm eine “grenzenlose Stilvielfalt” attestierte und ihn als “furchtlosen und vielseitigen Gitarristen” charakterisierte. Dabei war Frisell eigentlich ein relativer Spätaufblüher. Denn die Chance zum großen Durchbruch erhielt der Berklee-Absolvent und Jim-Hall-Schüler erst mit 30 Jahren, als ihn der Schlagzeuger Paul Motian 1982 auf Empfehlung eines gewissen Pat Metheny in seine Band holte. Knapp ein Jahr danach ging er ins Studio, um für Manfred Eichers Label ECM Records sein Debütalbum einzuspielen.
Seither genießt Frisell den Ruf, ein mit so ziemlich allen stilistischen Wassern gewaschener Gitarrist mit einer unverkennbar eigenen Stimme zu sein. “Ich liebe es, wie Bill die Vorstellungen, die man von Genres hat, zerschlägt”, lobt ihn auch Don Was, der Präsident des Labels Blue Note, für das das Bill Frisell nun mit “Harmony” erstmals ein Album unter eigenem Namen aufnahm."Er ist ein gewandter Künstler, der viele Sprachen beherrscht – und alles unter einen Hut bringt."
Das Projekt “Harmony” geht auf einen Kompositionsauftrag zurück, den Frisell 2016 von der FreshGrass Composition Commission erhielt. Der Gitarrist stellte dafür ein 90-minütiges Programm aus brandneuen und überarbeiteten älteren Eigenkompositionen zusammen, die er mit vereinzelten Klassikern der US-amerikanischen Roots Music (“Hard Times”, “Red River Valley”) und Jazzstandards (Billy Strayhorns “Lush Life”) kombinierte. Für die Uraufführung stellte er aus Musikern, mit denen er – wenngleich nie in dieser Konstellation – vorher schon gearbeitet hatte, ein neues Quartett zusammen: mit der Sängerin Petra Haden (Tochter von Frisells einstigem Mentor Charlie Haden), dem Cellisten und Sänger Hank Roberts und dem ebenfalls singenden Multiinstrumentalisten Luke Bergman. In einer anschließenden Tournne wuchs dieses Quartett dann so zusammen, dass es beschloss, sein Projekt auch auf Platte zu bannen.
“Als ich mein Leben Revue passieren ließ und an all die Musik dachte, die ich geliebt habe, fragte ich mich, warum man sie nicht in einem Programm Seite an Seite präsentieren sollte”, erläutert Frisell, was ihn zu “Harmony” inspirierte. " Du kannst einen Bob-Dylan-Song spielen und einen Standard oder ein Stück von Charlie Parker, und sie können miteinander harmonieren. Warum nicht? Es gibt keinen Grund dafür, ‘Lush Life’ und ‘Red River Valley’ nicht auf demselben Album zu haben. Das sind beides schöne Lieder… und Melodien sind für mich alles."
LIVE (feat. Petra Haden, Hank Roberts & Luke Bergman)