“
Daylight Ghosts” ist das dritte ECM-Album des aus Minneapolis stammenden, aber seit langem in New York lebenden Keyboarders
Craig Taborn. Nachdem Taborn sich 2011 auf seinem ECM-Debüt “
Avenging Angel” vollkommen solo und 2012 auf “
Chants” im Trio mit Bassist
Thomas Morgan und Schlagzeuger
Gerald Cleaver präsentiert hatte, ist er diesmal mit einem Quartett ins Studio gegangen. Die beiden ersten Projekte wurden von der Kritik gefeiert. Der britische Guardian merkte zum Beispiel an, dass Taborns “Musikalität und seine Liebe zum Detail hypnotisierend sind, so wie auch sein bemerkenswerter Sinn für kompositorische Erzählungen im Rahmen einer improvisierten Performance.” Auf “
Daylight Ghosts” stehen Taborn, der Klavier und elektronische Keyboards spielt, zwei weitere Koryphäen der New Yorker Szene zur Seite: Holzbläser
Chris Speed und Bassist
Chris Lightcap. Vervollständigt wird das Quartett durch den Schlagzeuger
Dave King, der wie Taborn aus Minneapolis stammt und als Teil des Trios The Bad Plus internationale Berühmtheit erlangte. All diese Musiker verfügen über einen sehr breit gefächerten musikalischen Background, der von Rock und Electronica über diverse Spielarten der Weltmusik bis hin zur Jazzimprovisation reicht. Auf “
Daylight Ghosts” jonglieren diese vier Musiker nun mit den unterschiedlichsten Elementen: mit Dynamik und einem spektralen Ambiente, akustischen und elektrischen Klängen, Grooves und nachklingenden Melodien.
Das Quartett beeindruckt auf dem Album, auf dem Gruppenimprovisationen den Vorrang vor diskreten Soli und Begleiterrollen haben, mit einer unglaublichen klanglichen Fluidität. Ermöglicht wurde diese dadurch, dass Taborn zu jedem einzelnen seiner Mitspieler schon seit langem tiefgehende musikalische Verbindungen unterhält. Mit Dave King machte Taborn bereits Musik, als sie noch Teenager in Minneapolis waren. Gemeinsam wagten sie sich in dieser Zeit an alles heran: von Bebop und Free-Jazz bis zu Dance-Music und Metal. Die Wege von Taborn und Chris Lightcap kreuzen sich in New York schon seit über fünfzehn Jahren immer wieder: mal spielt der Pianist in der Band des Bassisten, mal ist es umgekehrt. Und auch mit Chris Speed hat der Keyboarder in den letzten zehn Jahren des Öfteren zusammengearbeitet. Darüber hinaus sind aber auch Speed, King und Lightcap über ein Netz von Verbindungen miteinander verknüpft.
“Wir vier sind dafür bekannt, alle erdenklichen Arten von Musik zusammenzumischen und zu spielen. Deshalb waren diese Jungs die idealen Partner, um nahtlos eine Klangwelt von akustischen und elektronischen Instrumenten zu erkunden, ohne deren naheliegende Referenzpunkte zu sehr zu betonen”, erklärt Taborn. “Live kann diese Band von einem ruhigen, kammermusikalischen Raum zu einer rauhen, fast schon rockigen Energie übergehen. Dave und Chris Lightcap verstehen es wirklich einen anzutreiben. Für diese Aufnahme wollte ich die kammermusikalische Palette auf subtile Weise mit einem bisschen von dieser Energie durchdringen, aber ohne eine Fusion anzudeuten. Diese Musik profitiert von Transparenz. Ich wollte, dass alle Elemente kristallin sind, so dass die Schichten der Musik wie ein Prisma fungieren.”
Neben acht teils atmosphärischen, teils sich schlängelnden Stücken von Taborn interpretiert das Quartett als einzige Fremdkomposition Roscoe Mitchells "Jamaican Farewell". “Ich habe dieses Stück schon immer geliebt”, sagt Taborn, der Mitchell 1999 bei der Einspielung des ECM-Albums “Nine To Get Ready” begleitete. “Es hat eine so schöne, einfache Melodie, die in der Improvisation erst richtig zum Vorschein kommt. Und durch die Hinzunahme subtiler Elektronik scheint sich eine enorme Welt zu eröffnen, die wir erkunden können."