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Dave Holland Big Band: What Goes Around

29.08.2002
Seit der Bassist Dave Holland 1987 zum ersten Mal die Gelegenheit hatte, bei einem Festival mit einer eigenen 13-köpfigen Bigband auftreten zu können, hegte er den Traum, einmal mit einer solchen großen Besetzung ein Album aufnehmen und eine ganze Tournee unternehmen zu können.
Die Realisierung dieses Traumes sollte jedoch noch eine gute Weile auf sich warten lassen. Als Holland vor zwei Jahren beim Festival International de Jazz de Montréal die sogenannte Wildcard erhielt und fünf Konzerte mit fünf unterschiedlichen Besetzungen bestreiten durfte, erweiterte er für einen dieser Auftritte sein angestammtes Quintett um acht ausgewählte Musiker zur Bigband.
 
Das Konzert war ein absoluter Erfolg und ebnete Holland, der sich in den 90er Jahren zu einem der am meisten gefeierten und geehrten Jazzmusiker gemausert hatte, schließlich den Weg zur Verwirklichung seines Traumes.
 
Unter dem Titel “What Goes Around” liegt jetzt endlich dieses Album vor, dem beileibe nicht nur Holland entgegenfiebert hatte, sondern auch all die Jazzfans und -kritiker, die einst die Chance hatten, Holland mit größerer Besetzung live zu erleben. Den Nukleus der Bigband bilden die Mitglieder des mehrfach preisgekrönten Dave Holland Quintet:
 
Vibraphonist Steve Nelson, Posaunist Robin Eubanks, Tenorsaxophonist Chris Potter und Schlagzeuger Billy Kilson. Dazu gesellten sich mit Altsaxophonist/Flötist Antonio Hart und Baritonsaxophonist Gary Smulyan zwei weitere Musiker, die bei anderer Gelegenheit schon einmal in einem von Holland geleiteten Oktett mitgespielt hatten. Komplettiert wurde das Line-up schließlich durch den erfahrenen Trompeter und Satzführer Earl Gardner und einige junge Improvisationstalente: die beiden Trompeter Duane Eubanks (Bruder von Posaunist Robin und Gitarrist Kevin) und Alex Sipiagin sowie die Posaunisten Andre Heyward und Josh Roseman.
 
Das Repertoire der Bigband stellte Holland aus dem großen Fundus seiner bereits vorhandenen eigenen Kompositionen zusammen, ergänzt lediglich durch ein extra für dieses Ensemble geschriebenes neues Stück namens “Upswing”. “Ich dachte mir, es könnte für die Leute interessant sein zu hören, wie die Musik, die sie schon durch Trio- oder Quintett-Aufnahmen kennen, klingt, wenn sie von einer Bigband gespielt wird”, meint der Bassist. Tatsächlich ist es ungemein spannend die Originale mit den hier gelieferten Bigband-Versionen zu vergleichen: “Shadow Dance” und “First Snow” stammen vom Album “Jumpin' In” (1983), “The Razor’s Edge” und “Blues For C.M.” von “The Razor’s Edge” (1987), “Triple Dance” von “Triplicate” (1988) und das Titelstück von der letzten Quintett-Einspielung “Not For Nothin?” (2000).
 
Den großartigen Beispielen von Duke Ellington, Billy Strayhorn und Charles Mingus folgend arrangierte Holland das Material unter besonderer Berücksichtigung der persönlichen Stärken der einzelnen Instrumentalisten. “Ich wollte nicht, daß die Musik dieses Albums nur dazu dient, meine Fähigkeiten als Komponist und Arrangeur ins Rampenlicht zu rücken. Sie sollte den Musikern auch als Rahmen dienen, ihr improvisatorisches Können zu beweisen. Also kombinierte ich geschriebene Teile und Improvisationen. Flexibilität ist integraler Bestandteil dieser Musik”, erklärt Holland. “Ich möchte mich natürlich nicht mit Ellington und Mingus vergleichen; aber mich beeinflußte die Art, wie sie mit starken Persönlichkeiten umgingen, wie sie diese so einsetzten, daß die Persönlichkeiten nicht verblaßten. Ich wollte eine Gruppe von Individuen. Ich erwarte von einem Musiker nicht nur, daß er sich in ein Ensemble integrieren kann, sondern auch, daß er eine eigene Persönlickeit hat, die er in den improvisierten Parts einbringen kann. Darüberhinaus dachte ich auch, daß ein 13-köpfiges Ensemble weniger geballt klingen würden als eine normale Bigband und daß mir dies erlauben würde, etwas von der Intimität des Quintetts zu bewahren.”
 
“What Goes Around” ist ein weiterer Beweis dafür, daß Dave Holland heute einer der großartigsten Komponisten, Bassisten und Bandleader des Jazz ist. Es kommt schließlich nicht von ungefähr, daß Holland in den letztenJahren mehr Auszeichnungen einstrich als jeder andere Jazzmusiker. Die amerikanische Jazz Journalists Association verlieh ihm dieses Jahr bereits die Titel “Jazzmusiker des Jahres” und “Kontrabassist des Jahres”. Bei der jüngsten Down Beat Critics Poll heimste Holland noch mehr Auszeichnungen ein: “Jazzkünstler des Jahres”, “Kontrabassist des Jahres” und “Jazzalbum des Jahres” (für “Not For Nothin?”). Das Dave Holland Quintet wurde außerdem noch zur besten “Akustischen Jazzband des Jahres” gekürt, und man sollte auch nicht verschweigen, daß sämtliche Mitglieder des Quintetts sich in ihren jeweiligen Kategorien plazieren konnten!
 
Die Dave Holland Big Band wird am 14. September in Paris auftreten. Eine Tournee durch die USA ist für Ende September und Anfang Oktober geplant. Ende Oktober kehrt die Bigband dann für Konzerte in Holland, Italien, Österreich und der Tschechischen Republik nach Europa zurück.