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Dave Holland Quintet – Extended Play / Live At Birdland

29.08.2003
Es ist beinahe erschreckend, mit welcher Regelmäßigkeit Dave Holland nun schon seit Jahren (oder besser: Jahrzehnten) ein exzellentes Album nach dem anderen aus dem Hut zaubert und sich weltweit bei Plattenkritikern ebenso wie Jazzfans ungebrochener Beliebtheit erfreut. Sowohl als Begleiter und Improvisator, als auch als Komponist und Bandleader sucht der britische Bassist heute seinesgleichen. Seit nunmehr drei Jahrzehnten dokumentiert er seine Musik vor allem auf Alben für das Münchner ECM-Label, weil er dort die künstlerische Freiheit hat, auch ausgefallenste musikalische Projekte wie etwa ein Bass-Duo-Album (“Music For Two Basses”, 1971 mit Barre Phillips) oder ein Cello/Bass-Soloalbum (“Life Circle”, 1982) zu verwirklichen.
Zuletzt veröffentlichte ECM im vergangenen Jahr “What Goes Around” der Dave Holland Big Band, für das der Bassist neben zahlreichen anderen Auszeichnungen internationaler Jazzpublikationen endlich auch seinen ersten Grammy erhielt.
 
“Extended Play – Live At Birdland” ist das erste Live-Album, das Dave Holland mit einer eigenen Band einspielte. Wer den Bassisten in den letzten Jahren mit seinem Quintett bei einem Auftritt erleben konnte, kennt die Live-Qualitäten dieses hervorragend miteinander harmonierenden Ensembles. So brillant das Zusammenspiel des Quintetts ist, so fantastisch ist auch jedes einzelne Bandmitglied als Solist: Von Bandleader Holland über Saxophonist Chris Potter, Posaunist Robin Eubanks und Vibraphonist Steve Nelson bis hin zum fulminanten Schlagzeuger Billy Kilson.
 
“Extended Play” knüpft unmittelbar an Hollands exzellente Studioeinspielungen der letzten Jahre an – “Points Of View” (1997), “Prime Directive” (1999) und “Not For Nothin'” (2002) -, die allesamt für Grammys in der Kategorie “Bestes Jazzinstrumentalalbum” nominiert waren sowie mit internationalen Auszeichnungen und Preisen überhäuft wurden. Die Doppel-CD enthält einen insgesamt zwei Stunden und fünfzehn Minuten langen Mitschnitt aus dem legendären New Yorker Jazzclub Birdland. Das Repertoire stellte Holland bis auf eine Ausnahme (“Free For All”) aus Stücken zusammen, die seine Fans bereits von den Alben “Dreams Of The Elders” (1995), “Points Of View” und “Prime Directive” her kennen. Allerdings wurden diese Titel von dem Quintett so erfrischend neu interpretiert, daß sich das Wiederhören mehr als lohnt. Daß die Improvisation bei diesen Aufnahmen eine wesentliche Rolle spielte, machen allein schon die Laufzeiten der Stücke deutlich: nur eines (“Make Believe”) ist kürzer als zehn Minuten, zwei (der Opener “The Balance” und der Closer “Metamorphos”) überschreiten gar die Schallgrenze von zwanzig Minuten.
 
Down Beat-Kritiker Howard Mandel verglich dieses Live-Doppelalbum des Dave Holland Quintets mit zwei historischen Aufnahmen: mit dem Konzert, das Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Bud Powell, Charles Mingus und Max Roach 1953 in der Massey Hall in Toronto gaben und das unter dem Titel “Jazz At Massey Hall” (Debut/Original Jazz Classics) veröffentlicht wurde, sowie mit den Aufnahmen, die Miles Davis 1965 mit Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Cartyer und Tony Williams in dem Chicagoer Club Plugged Nickel gemacht hat (“Miles Davis At Plugged Nickel, Chicago”/CBS-Sony). Kann es eine bessere Empfehlung geben, sich dieses Album nicht entgehen zu lassen?