Seit seiner Gründung vor nahezu vier Jahren zählt das Quintett, das der Bassist Dave Holland mit Saxophonist Chris Potter, Posaunist Robin Eubanks, Vibraphonist Steve Nelson und Schlagzeuger Billy Kilson unterhält, zu den herausragenden Ensembles des zeitgenössischen Jazz.
Der gebürtige Brite Dave Holland wurde Ende der 60er Jahre von Miles Davis “entdeckt” und in die USA geholt. An der Seite des Trompeters war der damals noch E-Baß spielende Holland an der Einspielung von historischen Werken wie “In A Silent Way” und “Bitches Brew” beteiligt. Die beiden Alben, die unmittelbar nach der Auflösung des klassischen Miles Davis Quintetts (mit Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams) entstanden, markierten nicht nur einen wichtigen Wendepunkt in der Karriere von Miles, sondern prägten in den darauffolgenden Jahren auch den Verlauf der Jazzgeschichte. Holland zählte in diesen Jahren neben Shorter, Hancock, Williams, Chick Corea, Joe Zawinul, John McLaughlin, Keith Jarrett, Jack DeJohnette, Billy Cobham, Airto Moreira u.a. zum Nukleus der von Miles angeführten Jazzrock-Revolutionäre.
Seither arbeitete Dave Holland mit Chick Corea, Anthony Braxton, Sam Rivers, Stan Getz, Betty Carter, Hank Jones, Joe Henderson, Coleman Hawkins, Ben Webster, Herbie Hancock und vielen anderen zusammen. Seit 1970 ist der Bassist ECM-Künstler. Für das Münchner Label, bei dem er nicht exklusiv unter Vertrag steht (einige hervorragende Alben nahm er z.B. auch für das in Köln ansässige Label Intuition Music auf), spielte er als Leader oder Co-Leader bislang 19 Alben ein. Außerdem wirkte er als Sideman noch an zahlreichen ECM-Aufnahmen von Kenny Wheeler, Anouar Brahem, Colin Walcott, Tomasz Stanko und Carla Bley mit.
Seit Anfang der 80er Jahre unterhält Dave Holland feste eigene Gruppen, überwiegend Quintette mit immer mal wieder wechselnden Besetzungen. Das erste Quintett-Album für ECM war 1983 “Jumpin' In” (ECM 1269 / Universal Music 817 437–2) und featurete Saxophonist Steve Coleman, Trompeter Kenny Wheeler, Posaunist Julian Priester und Schlagzeuger Steve Ellington. In beinahe identischer Besetzung (lediglich Ellington wurde durch Marvin “Smitty” Smith ersetzt) folgte ein Jahr später “Seeds Of Time” (ECM 1292 / Universal Music 825 322–2) und 1987 “Razor’s Edge” (ECM 1353 / Universal Music 833 048–2), wobei nun Robin Eubanks den Platz von Julian Priester einnahm. Im Trio mit Steve Coleman und Jack DeJohnette nahm Holland danach “Triplicate” (ECM 1373 / Universal Music 837 113–2) auf. Dann erschienen zwei Quartett-Alben: “Extensions” (ECM 1410 / Universal Music 841 778–2) mit Steve Coleman, Gitarrist Kevin Eubanks und Marvin “Smitty” Smith, sowie “Dream Of The Elders” (ECM 1572 / Universal Music 529 084–2) mit Steve Nelson, Saxophonist Eric Person und Schlagzeuger Gene Jackson (plus Gaststar Cassandra Wilson).
In der gegenwärtigen Besetzung spielt das Dave Holland Quintet seit 1997 zusammen. Das erste Album dieser Formation – allerdings noch mit dem Saxophonisten Steve Wilson anstelle von Chris Potter – war 1998 “Points Of View” (ECM 1663 / Universal Music 557 020–2), dem 1999 von “Prime Directive” (ECM 1698 / Universal Music 547 950–2) folgte. Beide Alben wurden für Grammys nominiert und das Quintett jeweils mit Ehrungen überhäuft: u.a. erhielt es die Auszeichnungen als beste akustische Jazzgruppe (Down Beat Critics' Poll) und beste Combo des Jahres ( Bell Atlantic Jazz Awards); die in New York ansässige Jazz Journalists Association kürte “Prime Directive” zum Album des Jahres, das Quintett zum besten Ensemble sowie für die beste Live-Performance und Dave Holland zum besten Bassisten und Musiker des Jahres. Auch im Down Beat Critics' Poll wurde Holland mittlerweile schon dreimal hintereinander zum besten Kontrabassisten erklärt. Darüberhinaus verlieh ihm das Berklee College Of Music Ehrendoktorwürden.
“Not For Nothin'” ist nun also das dritte Album des Dave Holland Quintet, eingespielt in derselben Besetzung wie das allseits hochgelobte Vorgängerwerk “Prime Directive”.
Chris Potter gilt als einer der ganz großen jungen Saxophonisten und hat gerade erst sein Verve-Debütalbum “Gratitude” (Verve 549 433–2) herausgebracht, für das er hervorragende Kritiken erhielt. Potter arbeitete mit Paul Motian, Steve Swallow, Red Rodney, Steely Dan, der Mingus Big Band, Jim Hall, Al Foster und vielen anderen.
Posaunist Robin Eubanks ist spätestens seit seinen Zeiten in Steve Coleman’s Five Elements einer der meistbeschäftigten Posaunisten der zeitgenössischen Szene. Über Jahre arbeitete Eubanks, der auch Alben unter eigenem Namen einspielte, in den Bigbands von McCoy Tyner, Slide Hampton und J.J. Johnson. Außerdem war er musikalischer Leiter von Art Blakey’s Jazz Messengers und spielte auf Platten und in Konzerten mit den Rolling Stones, den Talking Heads und Barbra Streisand.
Steve Nelson gilt heute als einer der herausragenden Vibraphonisten seiner Generation. Wenn er nicht mit dem Dave Holland Quintet auftritt, spielt er u.a. mit Johnny Griffin, Jackie McLean, Kenny Barron, Mulgrew Miller und Barbara Dennerlein.
Bevor Billy Kilson zum Dave Holland Quintet dazustieß, war er Schlagzeuger des Ahmad Jamal Trios. Darüberhinaus konnte man Kilson in den letzten Jahren u.a. schon als Begleiter von Cassandra Wilson, Jean-Paul Bourelly, Al Jarreau, Donald Byrd, Dianne Reeves und Bob James erleben. Auch an der Einspielung des Soundtracks für den Spike Lee-Film “Malcolm X” war der Drummer beteiligt.
Von August bis November wird das Dave Holland Quintet eine umfangreiche Tournee durch Europa unternehmen und in Deutschland, Frankreich, Spanien, Belgien, Österreich, Mazedonien, Schweiz, Italien und Bosnien auftreten, bevor es dann im Dezember auf Südamerika-Tour geht.
Musiker:Chris Potter – soprano, alto & tenor saxes / Robin Eubanks – trombone & cowbell / Steve Nelson – vibraphone & marimba / Dave Holland – double-bass / Billy Kilson – drums