Ein Traum von einem Album – neues Diana-Krall-Werk erschienen
Drei Jahre nach ihrem Erfolgsalbum “Turn Up The Quiet” legt Diana Krall mit “This Dream Of You” ein aufregendes wie vielschichtiges neues Meisterwerk vor.
Diana Krall - This Dream Of You
25.09.2020
Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um eine Ahnung davon zu haben, von wem Diana Krall träumte, als sie Anfang des Jahres “This Dream Of You” fertigstellte. Die Aufnahmen für ihr fünfzehntes Soloalbum waren nämlich bereits 2016 und 2017 entstanden, als der kanadischen Jazzdiva noch Tommy LiPuma, ihr langjähriger Produzent, Freund und Berater in allen Lebenslagen, zur Seite stand.Aus den Sessions ging damals das von der Kritik gefeierte Album “Turn Up The Quiet”, das natürlich wieder (wie all ihre Alben seit “Love Scenes” von 1997) auf Platz 1 der Billboard-Jazzcharts landete. Die letzte Zusammenarbeit mit LiPuma, der wenig später verstarb, war jedoch so fruchtbar gewesen, dass genug Material für mindestens noch zweiweitere Alben aufgezeichnet wurde.
“'This Dream Of You' ist weit davon entfernt, ein Album mit Outtakes oder unvollendeter Musik zu sein”, macht Diana Krall klar. Es unterscheide sich, so fügt sie an, wesentlich von seinem Vorgänger und zeige ein anderes Bild von ihr, “in einem anderen Rahmen”. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass sie ihren Tonmeister Al Schmitt bat, die Aufnahmen für “This Dream Of You” anders abzumischen, um ihre Stimme näher ans Ohr der Hörer zu bringen. Tatsächlich hat man Diana Krall wohl noch nie zuvor so unmittelbar und direkt gehört wie hier.
Wie auf “Turn Up The Quiet” ist Diana Krall auch hier mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Besetzungen zu hören: das Spektrum reicht von sublimen Duetten über stilistisch erstaunlich breit gefächerte Aufnahmen im Trio-, Quartett-, Quintett- und Sextett-Format bis hin zu zwei Einspielungen mit einem Orchester unter der Leitung von Alan Broadbent. Durch die sehr direkte Aufnahme gewinnt man fast den Eindruck, Diana und ihre illustren Gefährten säßen bei einem persönlich im Wohnzimmer.
Zu den Highlights gehören zweifellos die Stücke mit Gitarrist Marc Ribot, Violinist Stuart Duncan, Bassist Tony Garnier und Schlagzeuger Kareem Riggins. Den Jazzstandard “Just You, Just Me” verwandeln sie in eine fetzige Gypsy-Swing-Nummer, das von Bob Dylan stammende Titelstück in eine bewegende Country-Ballade (Anm.: Tony Garnier war 2008 auch mit von der Partie, als Dylan das Original für “Together Through Life” einsang) und Irving Berlins Klassiker “How Deep Is The Ocean?” schließlich in einen besonders unter die Haut gehenden modernen Blues.
Tommy LiPuma, der Diana Kralls Karriere über beinahe 25 Jahre begleitete und zwölf ihrer Soloalben produziert hatte, wäre sicherlich mächtig stolz, wenn er hören könnte, wie sie auf “This Dream Of You” an diese vielen Zusammenarbeiten anknüpft, aber zugleich einen neuen, individuellen Weg einschlägt. “Er half mir, meine Stimme zu finden”, verriet die Künstlerin der Los Angeles Times 2017 nach dem Tod des Produzenten. “Ohne ihn hätte ich all diese Alben nicht machen können.” Mit “This Dream Of You” beweist Diana Krall nun aber, dass sie bereit und vor allem auch fähig ist, mehr denn je auf eigenen Beinen zu stehen.