Erst letzten Monat war Django Bates zusammen mit Dave Holland und Jack DeJohnette auf dem ECM-Album “Blue Maqams” des tunesischen Oud-Meisters Anouar Brahem zu hören. Jetzt legt der britische Keyboarder, Komponist und Arrangeur mit seinem Trio Belovèd beim selben Label das Album “The Study Of Touch” vor, auf dem er sich ganz seiner ersten Liebe widmet: dem Spiel auf dem akustischen Klavier.
Dabei war Bates über viele Jahre hinweg eigentlich der Meinung gewesen, dass das Allerletzte, was die Welt brauchte, ein weiteres Klaviertrio sei. Deshalb hatte er sich geschworen, um dieses Format einen großen Bogen zu machen. Ins Schwanken kam dieser Entschluss erst 2005, als Bates begann, an der Rhythmic Music Academy in Kopenhagen zu unterrichten. “Als ich durch die Korridore streifte, hörte ich in einem der Proberäume einen Schlagzeuger und einen Bassisten mit einem Ensemble spielen. Und ich dachte sofort: ‘Wenn ich irgendwann einmal meine Meinung zum Thema Klaviertrios ändern sollte, dann würde ich definitiv gerne mit diese beiden Typen zusammenspielen.’” Nachdem sich die Idee einmal in seinem Kopf festgesetzt hat, schien sie Bates dann doch unwiderstehlich. Und so kam es, dass er sich schon bald wöchentlich mit dem Bassisten Petter Eldh und dem Schlagzeuger Peter Bruun zum gemeinsamen Spielen traf.
“Wir machten das ein ganzes Jahr hindurch, improvisierten einfach drauflos, und es war fantastisch.” Dann erhielt Bates vom Kopenhagener Jazz House den Auftrag, von seinem ersten musikalischen Helden Charlie Parker komponierte oder mit ihm assoziierte Stücke neu zu arrangieren. Mit Eldh und Bruun nahm er diese Stücke danach unter dem Titel “Belovèd Bird” auch für sein eigenes Label Lost Marble auf. “Es war unglaublich, wie schnell wir diese geschriebene Musik nach all dem freien Spielen miteinander einstudiert hatten. Diesen Prozess hatte ich auf solche Weise noch nie zuvor erlebt.” Nach und nach begann das Trio, das sich nun Belovèd nannte, die phantasievollen Parker-Arrangements mit Kompositionen aus Bates’ Feder zu alternieren. Auf “The Study Of Touch”, dem mittlerweile dritten Album des Ensembles, gibt es jetzt nur noch eine Parker-Miniatur – eine prägnante Version von “Passport” -, die an die Ursprünge von Belovèd erinnert. Die restlichen Nummern gingen fast durchweg auf Bates' Konto: “Ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit war, endlich von Parker abzulassen und wieder selbst als Komponist in meiner Band das Ruder zu übernehmen.”
Prägend für das neue Album war das Titelstück. "'The Study Of Touch' habe ich schon oft und in vielen unterschiedlichen Kontexten aufgeführt [seine Premiere erlebte es einst bei “The Proms at the Royal Albert Hall”] und wollte es wirklich dokumentieren", erläutert Bates. “Und es schien mir auch ein guter Titel für ein Album zu sein. Also begannen wir, Stücke um es herum aufzubauen, um eine Geschichte zu erzählen. Dabei spielte es für mich keine Rolle, ob diese Stücke vollkommen neu oder schon älter waren. Denn unsere Musik ändert und entwickelt sich fortlaufend.”
Das erste brandneue Stück, das er schrieb, um ein Gegengewicht zur Schönheit von “The Study Of Touch” zu erschaffen, war “Slippage Street”. Das Album beginnt aber mit einer älteren Komposition namens “Sadness All The Way Down”, in der die Musiker von Belovèd ihre besonderen Qualitäten offenbaren können. “Ich spiele in diesem Trio sehr viel mehr als bei meinen anderen Projekten, die oft eine sehr hohe Klangdichte haben. Im Trio ist nichts verloren, nichts versteckt. Alles, was ich spiele, hat einen Raum, um eine Bedeutung zu haben.” Seine Gefährten helfen ihm dabei auf ihre ganz eigene, eigenwillige Weise, diesen Raum zu formen. Eldh mit seinem polyrhytmischen Ansatz auf dem Bass und Bruun mit seinem fast schon malerischen Sinn für Farbgebung. Beide sind ungemein originelle Instrumentalisten. “Dadurch, dass sie sich weigern, meine Musik so zu spielen, wie ich sie geschrieben habe, geben sie ihr eine andere Gestalt. Für einen Komponisten ist es nicht leicht zu akzeptierenen, dass dies der beste Weg sein kann. Es ist auch schwer zu erklären, warum das funktioniert. Ich schreibe sehr detailreiche Musik und ich habe stets einen Traumklang im Sinn. Dann kommen diese Jungs daher und fügen – jeder für sich – mindestens noch eine eigene Schicht hinzu. Und sie bringen so ihre eigenen Persönlichkeiten in die Musik ein. Und das verleiht ihr dann wirklich Flügel…”