Dr. Lonnie Smith | News | Dr. Lonnie Smith - Gipfeltreffen zweier gegensätzlicher Musikikonen

Dr. Lonnie Smith – Gipfeltreffen zweier gegensätzlicher Musikikonen

Auf “Breathe” ist es zu einer nicht alltäglichen Begegnung zwischen dem virtuosen Hammond-B3-Maestro Dr. Lonnie Smith und dem legendären Stooges-Sänger Iggy Pop gekommen.
Dr. Lonnie Smith - Breathe
Dr. Lonnie Smith - Breathe
25.03.2021
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Dass Künstler auf ihren Alben zugkräftige Stargäste auffahren, ist ja fast schon etwas Alltägliches. Normalerweise werden solche Ideen von Produzenten oder Managern der Plattenfirmen ausgeheckt. Die auf “Breathe” zu hörende Zusammenarbeit zwischen dem Soul-Jazz-Pionier Dr. Lonnie Smith und der Proto-Punk-Rocker Iggy Pop kam hingegen auf eher ungewöhnliche Weise zustande. Denn während eines Auftritts, den der Hammond-B3-Organist mit seinem Trio in der Arts Garage in Delray Beach in Florida absolvierte, schneite dort der im nahen Miami lebende Iggy Pop mit einem besonderen Wunsch herein. “Er sagte, dass er mit mir spielen wolle”, erinnert sich Smith amüsiert. “Daraufhin drückte ich ihm meinen Slaperoo-Slapstick in die Hand. Er liebte das Teil auf Anhieb. Und es machte ihm richtig Spaß, mit uns zu spielen. Also dachten wir darüber nach, zusammen vielleicht ein paar Songs aufzunehmen.”
So kam es, dass der in Fort Lauderdale lebende Lonnie Smith und Iggy Pop schon wenig später in Miami ins Studio gingen. Mit von der Partie waren Gitarrist Jonathan Kreisberg und Schlagzeuger Johnathan Blake, die seit geraumer Zeit die festen Trio-Partnern des Organisten sind, sowie zusätzlich der Perkussionist Richard Bravo. Schnell stellten die beiden alten Haudegen – Lonnie ist bereits 78, Iggy immerhin schon 73 Jahre alt - fest, dass zwischen ihnen eine einzigartige Chemie herrschte. Das zeigt sich auch in den beiden bemerkenswerten Aufnahmen, die nun den Auftakt und Abschluss von “Breathe” bilden. Erst interpretieren Smith und Pop zusammen “Why Can’t We Live Together”, Timmy Thomas’ unvergesslichen R&B-Hit aus dem Jahr 1972, und dann auch noch Donovans Sunshine Superman”, das 1966 weltweit die Spitzen der Charts erobert hatte. Smith-Kenner wissen natürlich, dass der Organist “Sunshine Superman” schon einmal 1969 für sein Blue-Note-Album “Move Your Hand” eingespielt hatte.  “Pop, dessen wettergegerbte Stimme zerklüfteter ist als der Mount Rushmore, klang noch nie so beseelt wie in diesen beiden Nummern”, merkte ein US-Kritiker gleich an.
Die allseits bekannten Stücke rahmen auf “Breathe” sechs fantastische Live-Aufnahmen, die im Sommer 2017 im Jazz Standard in New York aufgezeichnet worden waren, als Smith mit einem einwöchigen Gastspiel seinen 75. Geburtstag feierte. “Breathe” ist dadurch eine wunderbare Ergänzung zu Smiths vorangegangenem Trio-Live-Album “All In My Mind”, das zur selben Zeit im Jazz Standard entstanden war und 2018 euphorische Kritiken erhielt. Diesmal ist das Trio allerdings mit kraftvoller Verstärkung durch ein erstklassiges Bläserensemble zu hören: mit John Ellis am Tenorsax, Jason Marshall am Baritonsax, Sean Jones an der Trompete und Robin Eubanks an der Posaune. Auf dem Programm standen fünf grandiose Eigenkompositionen des Organisten und Thelonious Monks Klassiker “Epistrophy”. In “Pilgramage” gesellte sich zu dem Ensemble außerdem noch die Sängerin Alicia Olatuja, die schon auf “All In My Mind” einen Gastauftritt hatte. “All In My Mind wurde übrigens mittlerweile in den gefeierten audiophilen Tone-Poet-Serie auch auf Vinyl herausgebracht.