Dr. Lonnie Smith | News | Zum Tod von Dr. Lonnie Smith: Abschied vom Hammond-Guru

Zum Tod von Dr. Lonnie Smith: Abschied vom Hammond-Guru

Im Alter von 79 Jahren ist am 28. September Dr. Lonnie Smith in Fort Lauderdale/Florida gestorben. In die Musik-Annalen geht er als einer der ganz Großen der groovigen Hammond-B3-Orgel ein.
Dr. Lonnie Smith
Dr. Lonnie Smith(c) Frank De Blase
29.09.2021
“Mit großer Trauer geben wir bekannt, dass die Hammond-B3-Orgel-Legende Dr. Lonnie Smith heute im Alter von 79 Jahren verstorben ist”, twitterte Blue Note Records vergangene Nacht. “Doc war einer der funkigsten und originellsten Organisten, die je auf der Erde wandelten, und wir waren stolz darauf, die fröhliche Musik dieses bemerkenswerten Mannes Fans in aller Welt nahezubringen.” Die Nachricht von seinem Tod kommt umso überraschender, da Smith bis zuletzt voller Energie und Experimentierlust gewesen zu sein schien. Noch im März war ein neues Album von ihm herausgekommen. Auf dem überraschte der Soul-Jazz-Pionier in einigen fantastischen Duetten mit dem Proto-Punk-Rocker Iggy Pop. Wie sich jetzt herausstellt, hatte der Titel des Albums, “Breathe”, tatsächlich wohl eine tiefere Bedeutung. Denn Smith litt an einer Lungenfibrose, die ihm das Atmen zunehmend schwerer machte. Jetzt ist er dieser Krankheit erlegen.
Zu den Markenzeichen von Lonnie Smith gehörten seit Jahrzehnten sein Doktortitel und sein Sikh-Turban, der ihm den Spitznamen “The Turbinator” einbrachte. Nicht dass er solchen Schnickschnack (denn tatsächlich ist er weder ein echter Doktor noch ein Sikh) je nötig gehabt hätte. Schon früh konnte er sich als einer der ganz großen Meister der Hammond-Orgel profilieren. Nachdem er bei Columbia Records auf zwei Alben des Gitarristen George Benson als Sideman auf sich aufmerksam gemacht hatte, legte er bei dem Label 1967 auch sein erstes Soloalbum “Finger Lickin’ Good Soul Organ” vor. Dann lotste ihn der Altsaxophonist Lou Donaldson zu Blue Note Records, wo er binnen zwei Jahren fünf brillante, soul-jazzige Alben unter seinem Namen einspielte: "Think!", “Turning Point”, “Move Your Hand”, “Drives” und schließlich “Live At Club Mozambique”. Für “Think!” krönte ihn DownBeat 1969 zum “Organisten des Jahres”. Danach begann er eine Odyssee, die ihn zu etlichen kleinen Indie-Labels führte, für die er durchweg feine Alben (darunter Hommagen an Jimi Hendrix und Beck) aufnahm. 2016 feierte Dr. Lonnie Smith mit “Evolution” (featuring Robert Glasper & Joe Lovano) plötzlich seine triumphale Rückkehr zu Blue Note. Prompt gefolgt von seiner hochverdienten Ernennung zum NEA Jazz Master durch das National Endowment for the Arts (NEA), die einzige staatliche Kulturfördereinrichtung der USA. Danach war es ihm leider nur noch vergönnt, zwei weitere Alben für Blue Note zu machen: “All In My Mind” und das bereits erwähnte “Breathe”.