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Gerald Clayton – ein musikalisches Happening besonderer Art

Mit dem im legendären Village Vanguard aufgenommenen Live-Album “Happening” gibt der Pianist und Komponist Gerald Clayton seinen brillanten Einstand bei Blue Note.
Gerald Clayton - Happening: Live At The Village Vanguard
Gerald Clayton - Happening: Live At The Village Vanguard
09.07.2020
Wenn Gerald Clayton eine Bühne betritt, zieht er die Aufmerksamkeit des Publikums schon auf sich, bevor er überhaupt die erste Note auf seinem Klavier anschlägt. Das liegt nicht nur daran, dass der hoch aufgeschossene und schlaksige Pianist seine Mitmusiker oft deutlich überragt. Ein Blickfang sind auch die Dreadlocks, die ihm eher die Ausstrahlung eines Hip-Hop- oder Reggae-Stars geben, als die eines seriösen Jazzmusikers. Dass sich die Besucher nicht im Club geirrt haben, merken sie aber, sobald Clayton in die Tasten langt. Sein dynamisches Gespür für Swing, seinen improvisatorischen Einfallsreichtum und seine Individualität hatte der bekannte Jazzkritiker Don Heckman schon 2003 in der Los Angeles Times gerühmt und dem damals 19-jährigen Musikstudenten eine große Karriere prophezeit. Dass Clayton die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllen konnte, steht nach vier Grammy-Nominierungen und etlichen Kollaborationen mit Größen wie Charles Lloyd, John Scofield, Dianne Reeves, Roy Hargrove und Diana Krall längst außer Frage. Mit “Happening: Live At The Village Vanguard”, seinem Debütalbum für Blue Note, unterstreicht der mittlerweile 36-Jährige nun seinen Ruf, einer der orginellsten und vielseitigsten Jazzpianisten der Gegenwart zu sein.
Das 1935 von dem Jazz-Promoter Max Gordon eröffnete Village Vanguard ist weit mehr als nur ein Musikclub. Es ist ein Ort, an dem sich seit Jahrzehnten allabendlich die Wege der Vergangenheit und der Gegenwart dieser Musik kreuzen. Die Wände des Clubs sind mit Fotos der historischen Auftritten von Miles Davis, John Coltrane, Carmen McRae, Thelonious Monk und Horace Silver dekoriert. Deren Geister wiederum spornen noch heute sämtliche Künstler an, die die kleine Bühne des Clubs betreten. Die Aufnahmen für “Happening” entstanden bei einem sechstägigen Gastspiel, das Gerald Clayton dort im April 2019 mit seinem Quintett absolvierte.
Gemeinsam mit langjährigen Spielpartnern – Altsaxophonist Logan Richardson, Tenorsaxophonist Walter Smith III, Bassist Joe Sanders und Schlagzeuger Marcus Gilmore – navigiert Clayton hier durch vier von ihm selbst verfasste Originale und drei bekannte Standards von Bud Powell (“Celia”),  Johnny Green (“Body And Soul”) und Billy Strayhorn (“Take The Coltrane”). Mit den Standards erweist der Pianist der 2018 verstorbenen Lorraine Gordon seine Referenz. Die Witwe des Clubgründers, die das Village Vanguard von 1989 bis zu ihrem Tod leitete, war dafür bekannt, dass sie Musikern den Kopf wusch, wenn diese in einem Set keinen einzigen Standard gespielt hatten. “Sie hatte diese scharfe New Yorker Energie”, erinnert sich Clayton. “Sie saß stets im Hintergrund und tat ihre Meinung ziemlich deutlich kund. Wenn du in einem Set keinen Standard gespielt hattest, stieß sie dir sofort Bescheid.”
“Ich denke, dass eine Live-Aufnahme das ehrlichste Abbild von dem ist, was wir als Musiker das ganze Jahr über machen”, sagt Clayton über sein Blue-Note-Debüt. “Ich habe das Album 'Happening’ betitelt, um hervorzuheben, dass diese Musik lebendig ist, dass wir das ganze Jahr über eine Menge solcher Happenings haben. Und die Auftritte im Village Vanguard gehören sicherlich zu den ganz besonderen Happenings. Es ist ein so spezieller, heiliger Ort für die Musik. Man spürt geradezu, was in diesem Raum alles geschehen ist.”
 
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