Dekonstruktivistischer Ästhet mit Dreadlocks
Als der Pianist Gerald Clayton vor einiger Zeit mit seinem Trio durch Europa tourte, feierten ihn die Kritiker dafür, dass es ihm gelang seine “dekonstruktivistische Ästhetik” mit einem “ausgeprägten Swing-Faktor” unter einen Hut zu bringen. Was man darunter zu verstehen hat, macht nun das gleich im Anschluss an diese Tournee aufgenommene Debütalbum “Two-Shade” deutlich. Auf dem versucht Clayton mit seinen beiden New Yorker Kompagnons – Bassist Joe Sanders und Schlagzeuger Justin Brown – die rechte Balance zwischen Tradition und Innovation zu finden. Es geht ihm nicht darum, die Traditionen des Jazz außer Kraft zu setzen, sondern innerhalb ihres Rahmens auf konstruktive Weise neue Grenzen abzustecken. “Ich habe von klein auf eine Menge unterschiedlicher Stile gehört”, erklärt der 25jährige seine Aufgeschlossenheit. Als Sohn des weltweit respektierten Bassisten John Clayton und Neffe des Saxophonisten Jeff Clayton wurde ihm der Jazz quasi in die Wiege gelegt. Die fundierte musikalische Ausbildung, die Gerald von klein auf genoss, beschränkte sich aber nicht allein auf die diversen Spielarten und Strömungen des Jazz, sondern umfasste auch klassische Klavier- und Kompositionsstudien. In seiner Freizeit beschäftige er sich darüber hinaus mit zeitgenössischer Musik aller Sparten. “Noch heute sauge ich die verschiedensten Einflüsse auf und versuche meine eigene Stimme zu finden, indem ich all diese Kräfte zu einem harmonischen Ganzen Bündel. Ich bemühe mich, die verschiedenen Stile und Klänge, die ich mag, so miteinander zu vermischen, dass dabei eine ausgewogene, geschmackvolle musikalische Sprache herauskommt.”