“Imelda May erregt in Europa nicht ohne Grund so viel Aufmerksamkeit; sie hat eine seltene und sehr aufregende Begabung, hat die Geschichte der amerikanischen Roots-Musik begriffen und versteht es, diese Kenntnisse ohne jegliche Anbiederung in einen zeitgenössischen Kontext einzubringen.” (Thom Jurek, All Music Guide)
Genau ein Jahr ist es nun her, da hatte Imelda May ihren ersten großen Auftritt in den USA. Bei der 52. Verleihung der Grammy-Awards durfte die irische Sängerin an der Seite des Gitarristen Jeff Beck dem im August 2009 verstorbenen Les Paul mit einer swingenden Version von “How High The Moon” Tribut zollen. Für das Publikum vor Ort und an den Bildschirmen gab es danach keine Zweifel: ihr Auftritt war der absolute musikalische Höhepunkt der gesamten Veranstaltung. Es folgte eine US-Tournee zusammen mit Jamie Cullum, bei der Imelda dem britischen Kollegen mehr als einmal die Schau stehlen konnte. Und das möchte schon etwas heißen! Die nächste Herausforderung, die auf Imelda wartete, war die Aufnahme des bekanntlich schweren zweiten Albums, mit dem jeder Künstler beweisen muss, dass der Anfangserfolg kein glücklicher Zufall war. Und mit “Mayhem” nimmt die 36-Jährige auch diese Hürde äußerst schwungvoll und gelassen.
Denn auf ihrem neuen Album, das in Irland sofort auf Platz 1 der Charts hochschoss und das in dieser Woche in den UK Charts auf Platz 7 steht, jongliert Imelda so unbekümmert wie auf dem Vorgänger “Love Tattoo” mit den von ihr bevorzugten Stilmitteln. Dabei offenbart sie in einigen Songs (die bis auf eine Ausnahme aus ihrer Feder stammen) auch neue Einflüsse. Die erste Single-Auskopplung “Psycho” zum Beispiel hat etwas vom Geist der frühen PJ Harvey, während der herzergreifende “Kentish Town Waltz” nach Chrissie Hynde klingt. Ganz besonders freuen werden sich Imeldas Fans, dass sie ihre Coverversion von “Tainted Love” (die bei ihren Konzerten schon seit einiger Zeit ein Publikumsfavorit ist!) für dieses Album aufgenommen hat. Der von Ed Cobb geschriebene Klassiker war erst im dritten Anlauf 1981 durch das Remake von Soft Cell zu einem Hit geworden. Die von Gloria Jones 1965 aufgenommene, wesentlich flottere Originalversion und auch ihre Neuaufnahme von 1976 hatten zuvor nur bescheidenen Erfolg erzielt. May orientiert sich hier natürlich mehr am vom Motown-Sound geprägten Original und legt tempomäßig sogar noch einen Zahn zu. Absolutes Charts-Potential besitzen aber auch die flotte Eingangsnummer “Pulling The Rug” und der fetzige Titelsong “Mayhem”.