Auf seinem neuen ECM-Album “Made In Chicago”, seinem ersten unter eigenem Namen seit “Oneness” von 1997, feiert Jack DeJohnette Wiedervereinigung mit einigen alten Freunden. Vor über 50 Jahren waren DeJohnette, Roscoe Mitchell und Henry Threadgill Klassenkameraden am Wilson Junior College auf der Chicagoer Southside. Bei gemeinsamen Jamsessions vereinten sie ihre Energien und ihren Enthusiasmus. Wenig später wurde Jack Mitglied von Muhal Richard Abrams’ Experimental Band, zu der schon bald auch Roscoe und Henry stießen. Als Abrams 1965 mit anderen Musikern die Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) gründete, gehörten Mitchell und Threadgill zum Nukleus der Künstler, die Konzerte organisierten und an den Aufnahmen mitwirkten, die unter dem AACM-Schirm gemacht wurden. Jack war zu diesem Zeitpunkt bereits nach New York gegangen, besuchte die alten Freunde in Chicago aber regelmäßig und arbeitete von Zeit zu Zeit mit ihnen zusammen.
2013 baten die Organisatoren des Chicago Jazz Festival den Schlagzeuger, Pianisten und Komponisten ein Programm nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. DeJohnette rief daraufhin seine alten Mitstreiter zusammen, um mit ihnen im August 2013 im Millennium Park aufzutreten. Komplettiert wurde das Ensemble durch den Bassisten und Cellisten Larry Gray, einen Veteranen der Chicagoer Jazzszene. Der Live-Mitschnitt “Made In Chicago” erscheint nun zum 50-jährigen Jubiläum des AACM. Es ist ein kraftvolles zeitgenössches musikalisches Statement, erinnert aber auch daran, wofür die Organisation AACM seit einem halben Jahrhundert steht: großartige, abwechslungsreiche und innovative Musik, die sich im Spiel, den Kompositionen und Arrangements widerspiegelt. Neben Stücken von Roscoe Mitchell (“Chant” & “This”), Henry Threadgill (“Leave Don’t Go Away”), Muhal Richard Abrams (“Jack 5”) und Jack DeJohnette (“Museum Of Time”) spielt das Quintett auch eine ungemein spannende Kollektivimprovisation (“Ten Minutes”).
“Jedesmal, wenn ich mit Musikern der AACM zusammentreffe, ist es, als würden wir wieder nahtlos dort anknüpfen, wo wir aufgehört hatten”, erklärt Roscoe Mitchell die Magie dieses Ensembles. “Ich glaube, man kann in der Musik großartige Dinge erreichen, wenn man solche langjährigen Beziehungen zu Leuten hat. Wenn mir damals einer gesagt hätte, dass wir sie ewig aufrecht erhalten würden, hätte ich es nicht geglaubt. Aber jetzt weiß ich, dass es wirklich wahr ist.”