Das Letzte, was man von
James Carter erwarten darf, ist kreativer Stillstand. Seit der Multiinstrumentalist sich 1994 mit seinem Solodebütalbum ins Rampenlicht katapultierte, gilt er als einer der kreativsten Köpfe der internationalen Jazzszene.
Nur wenigen anderen Musikern gelingt es so gut wie Carter, die Jazztraditionen mit der avantgardistischen Moderne zu vermählen. Verglichen wird Carter, der die gesamte Saxophonfamilie und andere Holzblasinstrumente beherrscht, oft mit dem legendären
Rahsaan Roland Kirk.
“Carters enthusiastische Einbeziehung von praktisch jeder Facette der Jazztradition erinnert einen vor allem an den Prä-Post-Modernismus von Rahsaan Roland Kirk”, meint
Troy Collins (All About Jazz). “Trotz seines Eklektizismus ist die Ernsthaftigkeit von Carters Überzeugung so unbezweifelbar wie es jene von Kirk war.”
Auf seinem neuen Album
“At The Crossroads”, das er mit seinem seinem seit zehn Jahren bestehenden Organ Trio und diversen Gästen aufnahm, beweist Carter, dass er ein absolut würdiger Erbe Rahsaan Roland Kirks ist.
2001 gründete der aus Detroit stammende Saxophonist mit dem Organisten
Gerard Gibbs und Drummer
Leonard King Jr. das James Carter Organ Trio. Erste Aufnahmen machte man damals für das Album “Live at Baker’s Keyboard Lounge”, dem 2005 mit “Out Of Nowhere” eine Studioeinspielung nachgeschickt wurde.
Nun folgt mit “At The Crossroads” der dritte Streich, auf dem meist weniger bekannte Originale wie
Jack McDuffs “Walking The Dog” und
Julius Hemphills “The Hard Blues” mit Eigenkompositionen von Carter, Gibbs und King gemischt wurden.
“Es gibt einen Grund dafür, weshalb dieses Trio meine langlebigste und geschlossenste Band ist”, meint der 42-jährige Carter. “Gerard und Leonard sind vollendete Musiker, die die Musik auf jedem Level mitgestalten. Wir verfolgen alle eigene Projekte, und so ziehen wir in die Welt hinaus und suchen nach musikalischen Abenteuern, die uns Spaß machen. Und wenn wir uns danach wieder treffen, um im Trio zu spielen, bringen wir all die gewonnenen musikalischen Erfahrungen in diesen Kontext ein.”
Detroit, einst die Wiege der amerikanischen Autoindustrie und Geburtstätte des Labels
Motown, ist eine von rasantem Verfall gekennzeichnete Stadt. Dass die Musikszene aber auch heute noch sehr lebendig ist, macht das Album “At The Crossroads” deutlich. Denn nicht nur die Mitglieder des James Carter Organ Trio kommen aus der amerikanischen Autostadt, sondern auch die Gäste: von der singenden Schauspielerin Miche (sprich: Mickey) Braden über die Gitarristen Brandon Ross und Bruce Edwards, Trompeter Keyon Harrold und Posaunist Vincent Chandler bis hin zu Perkussionist Eli Fountain.