Django in Downtown Detroit – Carter groovt mit Organ Trio
Nach acht Jahren Aufnahmepause meldet sich Saxophonist James Carter mit “Live From Newport Jazz” zurück, ein Album, auf das Fans seit 20 Jahren gehofft hatten.
James Carter Organ TrioPierre Yves Salique
04.09.2019
“Gerade als du ihn als kraftvoll schnaubendes Tenor- und Bari-Monster mit einer extremen Neigung zu wilden Überblaseffekten eingezäumt hattest, kommt er auf ‘Chasin’ The Gypsy', seiner herrlichen Ode an Django, als schamloser Romantiker daher”, schrieb Bill Milkowski 2000 in der JazzTimes über James Carter. “Dennoch sind auch hier noch Carters charakteristisches Draufgängertum, die schrillen Tenorschreie, Triller und bemerkenswerten Multiphonics-Demonstrationen intakt.” Kritiker und Fans bedauerten damals sofort, dass dies wohl ein singulärer Ausflug bleiben würde. Sie irrten. Denn auf “Live From Newport Jazz”, seinem Debütalbum für Blue Note, kommt James Carter nun auf den Gypsy-Jazz von Django Reinhardt zurück. Nur geht er diese Musik hier aus einem ganz anderen Winkel an.
Auf “Chasin' The Gypsy” hatte Carter vor zwanzig Jahren noch mit einer Besetzung gespielt, die zumindest auf dem Papier Ähnlichkeit mit der Instrumentierung typischer Gypsy-Bands aufwies. Diesmal agiert er stattdessen mit seinem fulminanten James Carter Organ Trio. Mit seinen beiden Detroiter Kollegen – dem Hammond-B3-Virtuosen Gerard Gibbs und Drummer Alexander White – verwandelt er die Klassiker aus Djangos Repertoire in fetzige Soul-Jazz-Nummern, die mehr nach Motor City als nach einer Manouche-Wohnwagensiedlung klingen.
“Es ist ein bewusster Versuch, dem Gypsy-Jazz in der schwarzen Community Anerkennung zu verpassen oder ihn, wenn man so will, zu urbanisieren”, sagt Carter und lacht lauthals auf. “Es gibt der Musik einen wilden Dreh”, assistiert Produzent Don Was, ein weiterer Detroiter. “Aber er verzettelt sich nicht in seinem Konzept. Es steht als großartig groovende Musik auf ganz eigenen Füßen.”