Gerade einmal zwanzig Jahre alt war Jane Monheit, als sie 1998 beim Gesangswettbewerb des Thelonious Monk Institute den zweiten Platz belegte. Zwei Jahre später nahm die aus Long Island stammende Sängerin für das kleine, aber rührige New Yorker Label N-Coded ihr Debütalbum “Never Never Land” auf, das ihr sogleich Vergleiche mit der kanadischen Jazz-Diva Diana Krall einbrachte. Seitdem hat sie vier weitere Alben aufgenommen, von denen zwei für einen Grammy nominiert wurden. Auf ihrem neuesten Album “Surrender”, das Monheit für Concord Jazz aufgenommen hat, unternimmt die gerade 30 Jahre alt gewordene Künstlerin mit prominenter Unterstützung durch die Gäste Sérgio Mendes, Ivan Lins und Toots Thielemans einen Ausflug in die verführerische Welt der Bossa Novas.
Das Titelstück des Albums stammt aus der Feder des Songwriters, Arrangeurs und Sängers Peter Eldridge, der durch die New York Voices und seine Zusammenarbeit mit Größen wie Nancy Wilson, Joshua Redman, Bobby McFerrin, Patti Austin, Ray Brown, der Count Basie Band, Paquito D’Rivera, Jim Hall, Astrud Gilberto und George Benson bekannt ist. Eldridge unterrichtet seit 1993 an der Manhattan School of Music, wo er vier Jahre lang Jane Monheits Gesangslehrer war.
“Peter hat ‘Surrender’ zwar nicht speziell für dieses Album geschrieben, aber es ist ein ziemlich neuer Song”, erläutert Monheit. “Er selbst hat den Song schon für sein Soloalbum ‘Decorum’ aufgenommen, aber sonst noch niemand. Ich wollte immer einmal eines seiner Stücke einsingen, kam aber leider nie dazu, da meine vorherigen Alben hauptsächlich Jazzstandards enthielten. Da ich diesmal vor allem Material aufgenommen habe, das in den 60er Jahren oder später entstanden ist, konnte ich endlich auch einen seiner Songs einbauen – und ‘Surrender’ war gerade mein Lieblingsstück von ihm.”
Begleitet wird Jane Monheit auf “Surrender” wieder von ihren vertrauten Weggefährten: Saxophonist Ari Ambrose, Pianist Michael Kanan, Gitarrist Miles Okazaki, Bassist Orlando Le Fleming und Schlagzeuger Rick Montalbano (mit dem Monheit seit gut vier Jahren auch verheiratet ist). Auch der argentinische Arrangeur, Keyboarder und Dirigent Jorge Calandrelli ist schon ein älterer Bekannter Monheits. Er wirkte bereits 2004 auf ihrem Album “Taking A Chance On Love” mit. Calandrelli produzierte “Surrender” und schrieb außerdem das berauschende Streicherarrangment für den Henry-Mancini-Klassiker “Moon River”.
Ein gewisses Faible für brasilianische Rhythmen und Klänge hat Jane Monheit schon auf ihren vorangegangenen Alben bewiesen. Auf ihrem Debütalbum “Never Never Land” interpretierte sie zum Beispiel “Dindi” von Antônio Carlos Jobim und 2002 sang sie den Ivan-Lins-Song “Começar de novo” für das Album “In The Sun” sogar in der Originalsprache ein.
“Das brasilianische Portugiesisch ist eine absolut phantastische Sprache”, schwärmt die Sängerin. “Ich liebe Brasilien und die Brasilianer. Wir sind dort schon oft auf Tournee gewesen und haben unglaublich tolle Erfahrungen gemacht. Deshalb ist es für uns sehr wichtig geworden, diese Musik so authentisch wie möglich wiederzugeben. Wir haben ungeheuren Respekt vor den brasilianischen Songwritern. Von vielen dieser Songs gibt es entweder keine oder nur schlechte Übertragungen ins Englische. Und ich liebe es außerdem einfach in Portugiesisch zu singen.”
Auf “Surrender” interpretiert Jane Monheit nun zwei Stücke von Tom Jobim (“Caminhos cruzados” und “Só tinha de ser com você”), eines von Ivan Lins (“Rio de Maio”) und ein weiteres – mit englischem Text – von Marcos und Paulo Valle (“If You Went Away”). Darüber hinaus singt sie auch noch zwei Stücke, die sehr stark mit Sérgio Mendes assoziiert werden: Dori Caymmis “Like A Lover” und Mendes' Eigenkomposition “So Many Stars”. Mehr als kompetente Unterstützung erhielt sie bei ihrem Ausflug in die brasilianischen Gefilde von Mundharmonikaspieler Toots Thielemans (“Caminhos cruzados”), Duett-Partner Ivan Lins (“Rio de Maio”) und Pianist Sérgio Mendes (“So Many Stars”).
“Ivan ist nicht nur ein sehr guter Freund, sondern vielleicht auch meine größte Inspirationsquelle”, meint Jane Monheit. “Ich kann mir meine Welt ohne seine Musik schon gar nicht mehr vorstellen. Ich höre sie nun schon mein halbes Leben lang und finde, daß es einfach die schönste, erstaunlichste, insprierendste Musik der Welt ist. Die Tatsache, daß er sie mit mir im Duett singt [übrigens bereits zum dritten Mal!], bedeutet mir enorm viel.”
Daß sie auf “Surrender” auch Gelegenheit hatte mit Sérgio Mendes zusammenzuarbeiten, findet Jane Monheit "ausgesprochen cool. Ich bin seit Ewigkeiten ein Fan von ihm und seiner Arbeit. Ich hatte ‘So Many Stars’ schon einmal aufgenommen [2001 für das Album “Come Dream With Me”], aber da ich nun die Chance hatte, mit ihm höchstpersönlich ins Studio, sagte ich mir sofort: ‘Ich nehm das Stück noch einmal auf.’ Es ist ein wunderbarer Song, und die einmalige Gelegenheit, ihn gemeinsam mit seinem Komponisten aufzunehmen, konnte ich ungenutzt nicht verstreichen lassen. Als ich das Stück das erste Mal aufnahm, benutzte ich ein Instrumentalarrangement von einem Jazzpianisten und arrangierte den Gesangspart selbst. Diesmal arrangierte Sérgio alles von A bis Z. Es war das erste Mal, daß ich in ein Studio ging und nur noch singen mußte. Das war eine neue Erfahrung für mich. Normalerweise arbeite ich auf die eine oder andere Art an den Arrangements mit. Doch in diesem Fall überließ ich Sérgio das Feld. Es war sein Song, in seinem Stil geschrieben und arrangiert; und es war cool, es so zu machen."
Die erste Nummer, die Jane Monheit für das musikalische Programm von “Surrender” ausgewählt hatte, war allerdings keine brasilianische Komposition gewesen, sondern Stevie Wonders “Overjoyed”. Das Arrangement stammt von Monheits Gitarristen Miles Okazaki. “Er schrieb mir das Arrangement schon vor geraumer Zeit, weil ich das Stück unbedingt einmal singen wollte. Miles und ich – wir beide lieben diese Nummer. Tatsächlich sind sämtliche Mitglieder meiner Band totale Stevie-Wonder-Fans. Als ich Miles um ein Arrangement für den Song bat, sagte ich ihm, daß er dem Stück einen leicht brasilianischen Touch geben sollte.” Und so fügt sich Stevie Wonders “Overjoy” nun ganz hervorragend in das größtenteils brasilianische Repertoire von Jane Monheits wunderbarem neuen Album “Surrender” ein.