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Jason Moran: Alte Hüte aufgefrischt

Jason Moran 2015
Jason Moran 2015
16.10.2014
Um Fats Waller, den unbestrittenen Meister des Harlem-Stride-Pianos, ranken sich viele Legenden. Eine besagt, dass er 1926 von Al Capones Männern vor einem Club gekidnappt wurde. Mit vorgehaltener Pistole baten sie ihn nachdrücklich, als “Überraschungsgast” auf der Geburtstagsparty des gefürchteten Mafia-Bosses zu spielen. Erst nach drei Tagen wurde Fats – reichlich betrunken, vollkommen übermüdet und mit Tausenden von Dollars in der Tasche – wieder freigelassen. Bei Jason Moran und und Meshell Ndegeocello, versichert Blue-Note-Chef Don Was, musste er auf solch dubiose Methoden nicht zurückgreifen, um sie dazu zu bringen, ihr fantastisches Projekt “All Rise: A Joyful Elegy For Fats Waller” im Studio einzuspielen.
“Fats Waller war eine besondere Art Provokateur”, sagt Moran. “Das rührt in erster Linie daher, dass er sowohl Sänger als auch Pianist war. Manchmal schlüpfte er sogar in die Rolle eines MC. Es hat mich immer erstaunt, dass ein Pianist, der mit solchem Tiefgang spielte, gleichzeitg singen konnte und auch noch laufend kommentierte, was um ihn herum geschah.” Mit seinen populären Songs lockte Waller in den 1920er und 30er Jahren die Massen auf die Tanzflächen und etablierte sich als der gefragteste Entertainer des Jazz. Und genau darum geht es Jason Moran und Meshell Ndegeocello in erster Linie auch: das Publikum mit ihren eigenwilligen Interpretationen von Fats-Waller-Klassikern zu unterhalten. Und das auf höchstem Niveau.
Auf “All Rise” präsentieren sie sich mit wechselnden Besetzungen. Neben Ndegeocello übernahmen auch Background-Sängerin Lisa E. Harris und Trompeter Leron Thomas einige Vokalparts. Mal ist Moran hier mit Bassist Tarus Mateen und Drummer Nasheet Waits zu hören, mit denen er seit vielen Jahren in seinem Trio The Bandwagon zusammenarbeitet. Dann wieder mit einer sehr funky spielenden, hornlastigen Band mit Trompeter Leron Thomas, Posaunist Josh Roseman und Saxophonist Steve Lehman, die von dem Schlagzeuger Charles Haynes angetrieben wird. Haynes, der ansonsten Popstars wie Kanye West und Lady Gaga begleitet, kann hier endlich einmal zeigen, was wirklich in ihm steckt. Das verblüffende Ergebnis sind teils tanzbare, oft Funk-infizierte moderne Versionen von Harlem-Stride-Evergreens wie “Ain’t Misbehavin”, “Honeysuckle Rose”, “Lulu’s Back In Town”, “Jitterbug Waltz” und “Sheik Of Araby”.
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