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Blue Note Classic Vinyl Serie: Meilensteine des Hard-Bop und Jazz-Funk

In der Vinyl-Reihe mit Blue-Note-Klassikern gibt es diesmal gleich vier epochale Alben von Art Blakey & The Jazz Messengers, Horace Silver, Bobbi Humphrey und Donald Byrd.
JazzEcho-Plattenteller: Blue Note Classic Vinyl Series
JazzEcho-Plattenteller: Blue Note Classic Vinyl Series
18.11.2021
Diese LPs und weitere aus der Blue Note Classic Vinyl Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store
Mit seiner “Blue Note Classic Vinyl Series” knüpft Blue Note an die gefeierte “Blue Note 80 Vinyl Reissue Series” an, mit der das von Don Was geleitete Traditionslabel 2019 sein 80-jähriges Jubiläum beging. Wie in der Vorläufer-Serie werden sämtliche Aufnahmen von Kevin Gray (Cohearent Audio) von den analogen Originalbändern neu gemastert, bei Optimal in Deutschland auf hochwertiges 180-Gramm-Vinyl gepresst und in Standardverpackungen angeboten.
Art Blakey & The Jazz Messengers – The Big Beat (1960)
Wenn es einen gab, der etwas von “big beats” verstanden hat, dann war es der Schlagzeuger und Bandleader Art Blakey. Über 35 Jahre lang (von den frühen 1950ern bis zu seinem Tod 1990) trieb er bei den Jazz Messengers von seinem Schlagzeug-Set aus unermüdlich die Crème de la crème der Jazzsolisten zu Höchstleistungen an. Er war eine solch donnernde rhythmische Naturgewalt, dass ihm seine Mitspieler den Spitznamen “Thunder” verpassten. Auf dem Blue-Note-Album “The Big Beat” stellte er 1960 eine neue, absolut atemberaubende Besetzung seiner Jazz Messengers vor: mit Trompeter Lee Morgan, Pianist Bobby Timmons, Bassist Jymie Merritt und vor allem dem jungen Tenorsaxophonisten Wayne Shorter, der auch gleich drei eigene Originale (“The Chess Players”, “Sakeena’s Vision” und “Lester Left Town”) zum Repertoire der Band beisteuern durfte. Weitere Highlights sind eine unvergessliche Version von Bobby Timmons’ Klassiker “Dat Dere” und die Interpretation der populären Broadway-Ballade “It’s Only A Paper Moon”.
Horace Silver – 6 Pieces Of Silver (1956)
Obwohl er 1955 der eigentliche Gründer der Jazz Messengers gewesen war, überließ der Pianist Horace Silver die Leitung der Band schon ein Jahr später Art Blakey, um sich stattdessen wieder auf seine Solokarriere zu konzentrieren. Bei der Einspielung von “6 Pieces Of Silver” konnte er sich auf die tatkräftige Unterstützung seiner vormaligen Messengers-Kollegen Hank Mobley (Tenorsax), Donald Byrd (Trompete) und Doug Watkins (Bass) verlassen. Um es nicht zu sehr nach den Jazz Messengers klingen zu lassen, nahm Louis Hayes am Schlagzeug den Platz von Art Blakey ein. Tatsächlich enthielt das Album trotz des Titels nicht sechs, sondern sieben Stücke aus der Feder von Horace Silver. Darunter mit dem lateinamerikanisch angehauchten “Señor Blues” und “Cool Eyes” zwei Nummern, die schnell in den Rang von Jazzstandards aufstiegen. “Silver wird oft als einer der Begründer des Hard-Bop-Stils genannt”, ist in dem Blog The Jazz Record zu lesen, “und wenn man sich diese frühe Aufnahme anhört, wird auch klar, warum das so ist. Sein Klavierspiel steht im Vordergrund und ist funky, bluesig und erfüllt von dem Geist, der bald das Genre dominieren sollte.”
Bobbi Humphrey – Fancy Dancer (1975)
Ein Karrierestart wie aus dem Märchenbuch! Mit wenig mehr als ihrer Querflöte, $400 in der Tasche, ein paar Habseligkeiten und einer Empfehlung von Dizzy Gillespie landete Barbara Ann Humphrey am 21. Juli 1971 von Dallas aus kommend in New York. Das kühne Ziel der 21-Jährigen: einen Plattenvertrag im Mekka des Jazz zu ergattern. Kaum drei Wochen später hatte sie es tatsächlich geschafft und erhielt von dem Produzenten George Butler erst einmal einen hippen neuen Namen: Bobbi Humphrey. Nach zwei feinen Mainstream-Alben schlug Bobbi – inspiriert von Donald Byrds Zusammenarbeit mit den Mizell Brothers auf “Black Byrd” - 1973 eine neue musikalische Richtung zwischen traditionellerem Soul-Jazz und modernem Jazz-Funk ein. Als sie 1975 “Fancy Dancer”, ihr bestes und letztes Album bei Blue Note herausbrachte, hatte sie den neuen Sound perfektioniert. Neben Larry und Fonce Mizell standen ihr bei der Aufnahme Cracks wie u.a. Harvey Mason, Chuck Rainey, Julian Priester und Dorothy Ashby zur Seite. “Hier gibt es nichts, was auch nur annähernd mittelmäßig wäre – das ist alles Killer- und kein Füllmaterial”, schrieb Thom Jurek bei AllMusic. “Jazzkritiker mögen ihre Probleme mit diesem Set gehabt haben, aber das interessierte niemanden; Humphrey und die Mizells schufen eine neue Art von größtenteils instrumentalem Funk, der alles einschloss, was sie einflechten konnten, von Weltmusik über Soul-Jazz bis hin zu Clubmusik und Pop – und das Publikum sprang darauf an.”
Donald Byrd – Places & Spaces (1975)
Nicht ganz zwei Wochen, nachdem Bobbi Humphrey “Fancy Dancer” in der Sound Factory in Hollywood aufgenommen hatte, ging Donald Byrd mit weitgehend denselben Musikern in dasselbe Studio, um dort sein neues Opus “Places & Spaces” einzuspielen. Das Album, gespickt mit Hits wie “Wind Parade”, “Dominoes”, “You And Music” und “Just My Imagination”, erwies sich als absoluter Höhepunkt der Fusion-Periode des Star-Trompeters. Es war Byrds fünftes Album in Folge, das von dem visionären Larry Mizell produziert worden war. Und zugleich auch Byrds vorletzte Aufnahmesession für Blue Note, das Label, bei dem er seit 1958 unter Vertrag gestanden hatte und das ihn bei seiner bemerkenswerten Entwicklung vom erstklassigen Hard-Bop-Trompeter zum Pionier der R&B/Funk-Fusion begleitet hatte. Bei AllMusic meinte Stephen Thomas Erlewine über das Album: “Mit ihren dramatischen Streicherarrangements, sexy Rhythmusgitarren, elastischen Bässen, murmelnden Flügelhörnern und druckvollen Bläsersätzen liegt die Musik auf halbem Weg zwischen dem cineastischen Neo-Funk von ‘Street Lady’ und dem Proto-Disco-Soul von Earth, Wind & Fire.”
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