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Comeback auf Vinyl – zehn Klassiker aus den Katalogen von Blue Note und Verve

Nachdem sie als LPs teils schon seit zehn Jahren vergriffen waren, erscheinen zehn Meilensteine von Stan Getz, Quincy Jones, Art Blakey, Donald Byrd, Tony Allen, Dexter Gordon und Hank Mobley nun wieder auf Vinyl.
Comeback auf Vinyl - zehn Klassiker aus den Katalogen von Blue Note und Verve
Comeback auf Vinyl - zehn Klassiker aus den Katalogen von Blue Note und Verve
18.12.2023
Das “schwarze Gold” der Plattenindustrie (das übrigens gar nicht immer schwarz ist) erfreut sich seit der vor etwas mehr als zehn Jahren eingeläuteten Trendwende auf dem Tonträgermarkt steigender Beliebtheit. Vinyl ist bei Musikfans mittlerweile so sehr gefragt, dass die Presswerke oft nicht mehr mit der Produktion nachkommen. Alben, die in kleinerer Auflage hergestellt werden (wie das beim Jazz häufig der Fall ist), sind da im Nu vergriffen und können, weil es heute nicht mehr genug Presswerke gibt und auch immer mal wieder Materialengpässe entstehen, nicht mehr so schnell nachgepresst werden. Jetzt sind zehn Alben aus den Katalogen von Blue Note und Verve, die zuletzt zwischen 2013 und 2017 als Vinyl auf dem Markt waren, endlich wieder auf “schwarzem Gold” verfügbar.
Gleich auf drei dieser zehn Alben gibt der Schlagzeuger Art Blakey den Ton, oder treffender formuliert den Takt vor. “A Night At Birdland, Vol. 1” und “A Night At Birdland, Vol. 2” bieten Mitschnitte von einem besonders denkwürdigen Auftritt, den er am 21. Februar 1954 mit seinem fantastischen Art Blakey Quintet (feat. Clifford Brown, Lou Donaldson, Horace Silver und Curley Russell) im New Yorker Birdland absolvierte.
Auf dem Studioalbum “Free For All” wiederum ist der Drummer zehn Jahre später mit einer der besten Besetzungen seiner Jazz Messengers (mit Freddie Hubbard, Curtis Fuller, Wayne Shorter, Cedar Walton und Reggie Workman) zu erleben. Alle drei Alben gehören zu den unverzichtbaren Klassikern des modernen Hardbop!
Zum Zirkel der führenden Hardbopper gehörte auch der Tenorsaxofonist und vormalige Jazz Messenger Hank Mobley, von dem zwei Meisterwerke aus den 1960er Jahren neu gepresst wurden: “Workout” und “The Turnaround”. Auf “Workout” überschreitet Mobley 1961 die Grenze zwischen traditionellerem Hardbop und modernerem Soul-Jazz. Sein Quintett besetzte er dabei mit drei Musikern, mit denen er damals parallel auch im Quintett von Miles Davis zusammenspielte (Pianist Wynton Kelly, Bassist Paul Chambers, Schlagzeuger Philly Joe Jones) und dem Gitarristen Grant Green, der dieser Formation eine ganz eigene Note gab.
Ebenso hochkarätige Mitspieler standen dem Tenoristen auch auf “The Turnaround” zur Seite, dessen Material bei zwei Sessions in den Jahren 1963 und 1965 aufgezeichnet wurde: erstere featuret Donald Byrd, Herbie Hancock, Butch Warren und Philly Joe Jones, letztere Freddie Hubbard, Barry Harris, Paul Chambers und Billy Higgins.
Bossa Nova ist eine Musik, die für ihre intime Stimmung und leichtfüßige Rhythmik bekannt ist. Dass sie auch mit einer Bigband gespielt werden konnte, wenn sich wahre Meister der Sache annahmen, bewiesen 1962 – also noch bevor das Bossa-Nova-Fieber mit dem Album “Getz/Gilberto” und Astrud Gilbertos Flüsterstimme seinen Siedepunkt erreichte -  Quincy Jones und Stan Getz mit dem GaryMcFarland Orchestra. Kurioserweise trugen die beiden Alben auch denselben Titel: “Big Band Bossa Nova”.
Während Quincy fünf echte brasilianische Bossas mit von ihm selbst, Charles Mingus und Lalo Schifrin komponierten Bossas und “bossanovierten” Broadway-Hits kombinierte, setzte Getz neben Klassikern von Tom Jobim, João Gilberto und Luiz Bonfá vor allem auf Originale aus der Feder von Gary McFarland. An beiden Sessions wirkten u.a. der Gitarrist Jim Hall und Trompeter Clark Terry mit.
Auf “Our Man In Paris” zelebrierte der Tenorsaxofonist Dexter Gordon, der sich vorübergehend in Paris niedergelassen hatte (zum Zeitpunkt der Aufnahme aber schon in Kopenhagen lebte), 1963 kunstvoll den Spagat zwischen mitreißendem Bebop und swingenden Standards. Das Album, eingespielt mit zwei weiteren Ex-Pats – Pianist Bud Powell und Schlagzeuger Kenny Clarke - sowie dem französischen Bassisten Pierre Michelot, gilt weithin als “zeitloser Klassiker”.
Einen solchen schuf der Trompeter Donald Byrd 1973 auch mit seinem unwiderstehlichen Jazz-Funk-Juwel “Black Byrd”, bei dem u.a. die berühmten Mizell Brothers (Motown) und Joe Sample (Crusaders) ihre kundigen Finger mit im Spiel hatten.
Wesentlich jüngeren Datums – aber trotzdem schon ein Klassiker – ist “The Source” (2017) von  dem legendären Afrobeat-Drummer Tony Allen. Mit einer Band junger afrikanischer und französischer Musiker plus Gaststar Damon Albarn (Gorillaz, Blur) ließ es der damals 76-Jährige in elf Eigenkompositionen so richtig krachen. “Selten klang perkussive Innovation demaßen überzeugend”, jubelte Pitchfork.
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