Jacob Collier – doppelte Ladung “Djesse” für den Turntable
Jacob-Collier-Fans forderten die aktuellen Folgen seiner atemberaubenden Albumserie auch auf Vinyl. Jetzt hat das Multitalent sie erhört und veröffentlicht “Djesse” 2 + 3 als schwarze Scheiben.
JazzEcho-Plattenteller: Jacob Collier "Djesse Vol. 2"
26.11.2020
Wunderkinder kleckern nicht, sie klotzen. Jacob Collier ist da kein bisschen anders. Sein ambitioniertes, mehrteiliges Album-Projekt “Djesse” wird auf insgesamt vier einzelnen Alben so viele Songs versammeln, wie sie andere Künstler nicht in ihrer gesamten Diskographie zustande kriegen. Drei Folgen sind bereits erschienen, dank vieler Forderungen seiner Fans die aktuellen beiden jetzt auch auf LP.
Keine Angst, nicht alles musste Mister Collier bei diesem Mega-Projekt allein machen. Erstens mischt der junge Multiinstrumentalist immer wieder und geschickt geschmackvolle Cover-Versionen unter seine eigenen Songs, und zweitens strotzen auch die Folgen 2 + 3 der “Djesse”-Serie nur so vor fähigen Mitstreitern in Form von Feature-Gästen und/oder Co-Komponisten.
Einer der absoluten Höhepunkte auf “Djesse Vol. 2”: die “Moon River”-Coverversion. Im Original vom unsterblichen Henry Mancini stammend, macht Collier in seiner Version daraus einen mehr als acht-minütigen Ensemble-Acapella-Kracher. Fast 140 (einhundertvierzig!) Stimmen umfasst dieses außergewöhnliche Chorwerk; darunter Größen wie David Crosby, Hans Zimmer, Herbie Hancock, Jamie Cullum, Quincy Jones und ca. 135 andere. Das dürfte dann in ungefähr auch die Gesamtzahl derjenigen sein, mit denen Collier am Ende auf allen vier “Djesse”-Ausgaben kollaboriert haben wird. Für dermaßen viele Features reichen ja nicht einmal zwei Rapper-Leben…
Ein wenig schade: detaillierte Informationen über die zahllosen Mitstreiter im Hintergrund sind den Vinyl-Ausgaben nicht zu entnehmen, die ansonsten eigentlich nichts vermissen lassen. Für die beeindruckende Cover-Illustration von “Djesse Vol. 2” ist Astrig Akseralian verantwortlich, das Packaging Design für alle Folgen ist von Brock Lefferts. Und der hat erfolgreich einen roten Faden gesponnen. Denn trotz der Farbenfreude bei "Djesse Vol. 2" wirkt die Gestaltung alles andere als überbordend. Im Gegenteil: Beschränkung auf das Allernotwendigste, um nicht zu sagen den Minimal-Ansatz, lautet hier die Parole. Das sorgt aber nicht nur für Aufgeräumtheit, sondern wie im Fall der angesprochenen Credit-Angaben auch für ein paar Leerstellen. Sei’s drum. Das großartige Doppelalbum im Klappcover entschädigt für alles.
180-Gramm-Vinyl, stabile Panzerpappe und im Falle von “Djesse Vol. 3” sogar eine bedruckte Innenhülle, da kann man nicht meckern. Musikalisch erhaben ist das Werk von Collier natürlich auch ohne “Geschenkpapier”. Sein “Djesse”-Epos (Folge 4 erscheint 2021) ist eine über vier Alben verteilte musikalische Offenbarung.