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Groove-Gala mit Lee Ritenour

Für seine “Rhythm Sessions” trommelte der Gitarrist Lee Ritenour einige der besten Keyboarder, Bassisten und Schlagzeuger der Jazz- und Fusionszene zusammen, um sie mit jungen Nachwuchstalenten zu konfrontieren.
Lee Ritenour
Lee Ritenour© Rob Shanahan
11.10.2012
Auf “6 String Theory” hat Lee Ritenour 2010 vorgemacht, wie ein Gitarren-All-Star-Album klingen sollte. Nun trommelte er für “Rhythm Sessions” erneut ein hochkarätiges Team zusammen: Doch diesmal stehen nicht die Gitarrenvirtuosen im Fokus, sondern Musiker, die zur Crème de la crème der Keyboarder, Bassisten und Drummer gehören: in der langen Besetzungsliste tauchen illustre Namen wie Chick Corea, George Duke, Dave Grusin, Larry Goldings, Stanley Clarke, Marcus Miller, Christian McBride, Dave Weckl, Vinnie Colaiuta und Peter Erskine auf, aber auch bislang völlig unbekannte Nachwuchstalente. Als ganz besondere Gäste sind außerdem Vokalist Kurt Elling und die südafrikanische R&B-Sängerin Zamajobe Sithole mit von der Partie. Und wieder hat es Ritenour geschafft, das Projekt nicht in eine seelenlose Demonstration von technischer Virtuosität ausarten zu lassen, sondern den musikalischen Austausch zu fördern.

In seiner erstaunlichen Karriere, die mittlerweile fünf Dekaden umspannt und über 40 Soloalben hervorgebracht hat, entwickelte Ritenour ein scharfes Verständnis dafür, wie man die richtige Balance zwischen einem Frontmann und seiner Rhythmusgruppe herstellt, aber auch zwischen erfahrenen Hasen und enthusiastischen Nachwuchsmusikern. Auf “Rhythm Sessions” ging es ihm nun darum, deutlich zu machen, was für eine vitale Rolle die Rhythmusgruppe in allen nur erdenklichen musikalischen Kontexten spielt.

Lee Ritenour: “Ich liebe es, legendäre Musiker mit völlig neuen Talenten zu kombinieren.”

Zu den jungen Talenten, die Ritenour präsentiert, gehören die Gewinner des von ihm ausgeschriebenen “Rhythm Section Competition”. Den Wettbewerb startete er 2009 auf internationaler Ebene zunächst nur für Gitarristen, erweiterte ihn dann aber auch für Keyboarder, Bassisten, Schlagzeuger und Perkussionisten. Als Sieger sind daraus u.a. der Keyboarder Hans de Wild (Holland), Pianist Demetrius Nabors (Michigan,USA), Bassist Michael Feinberg (New York, USA) und Drummer Selim Munir (Türkei) hervorgegangen. Das Album stellt uns außerdem Ritenours 19-jährigen Schlagzeug spielenden Sohn Wesley vor.

“Ich war immer der Ansicht, dass es sehr cool ist, wenn man auf einer Platte sehr bekannte, fast schon legendäre Musiker mit völlig neuen Talenten kombiniert”, erklärt der Gitarrist. “Ich liebe dieses Szenario. Es gibt nicht allzu viele Leute, die dies schon ausprobiert haben. Aber ich hielt es immer für ein faszinierendes Experiment und eine Möglichkeit, einige großartige Sounds zu kreieren.”

In zwölf Grooves um den Globus

Das jüngste Resultat dieses andauernden Experiments ist ein Album, das einem eine Vielfalt verschiedener Sounds und Grooves bietet, die zwar alle ihre Wurzeln im Jazz haben, aber auch mit Elementen aus Funk, Rhythm’n’Blues, Latin, Weltmusik und anderem angereichert wurden. Ein paar der zwölf Songs schrieb Lee Ritenour selber, andere übernahm er von Herbie Hancock (“Fat Albert Rotunda”), Dave Grusin (“Punta del Soul”) und Chick Corea (“Children’s Song #1”). Überraschenderweise interpretiert man aber auch Stücke von e.s.t. (“800 Street By Feet” und “Spam-Boo-Limbo”), Nick Drake (“River Man”) und der walisischen Rockgruppe Stereophonics (“Maybe Tomorrow”).

“Ich wollte, dass die verschiedenen Rhythmusgruppen, die ich für dieses Album zusammenstellte, sehr organisch klingen”, sagt Ritenour. “Als ich die Songs für dieses Projekt schrieb, dachte ich dabei schon an die Musiker, die sie spielen sollten. Und die Stücke, die ich von anderen Komponisten auswählte, waren meines Erachtens auch gleich für bestimmte Musiker prädestiniert. Mein Name mag zwar groß auf dem Cover prangen, aber dieses Album ist ein wirkliches Gemeinschaftswerk aller Beteiligten.”

Sein eigenes Licht sollte der Gitarrist aber nicht zu sehr unter den Scheffel stellen: Denn er beweist auf “Rhythm Session” einmal mehr, dass er sich wie ein Chamäleon an seine musikalische Umgebung anzupassen versteht und dabei doch immer einzigartig klingt.