Hatte der Gitarrist Lee Ritenour auf seinen bisherigen beinahe vierzig Soloalben oft und ausgiebig mit den Klängen und Rhythmen Brasiliens und der Karibik geflirtet, so wendet er sich auf seinem neuesten Album “Smoke ‘N’ Mirrors” musikalisch erstmals dem afrikanischen Kontinent zu. Den Ausschlag dafür gab sein erster Südafrika-Besuch, bei dem er 2005 fünf begeistert gefeierte Konzerte bei Festivals in Johannesburg und Kapstadt gab.
Als Ritenour während dieses Aufenthalts in seinem Hotelzimmer durch die Fernsehprogramme zappte, blieb er beim südafrikanische MTV-Ableger hängen. Seine spezielle Aufmerksamkeit erregten einige Video-Clips der erst 22 Jahre alten Sängerin Zamajobe Sithole, die 2005 mit “Ndawo Yami” ihr erstes Soloalbum in Südafrika herausgebrachte hatte und dafür zur Nachwuchskünstlerin des Jahres gewählt wurde. Insbesondere bei den Songs, die sie in englischer Sprache sang, weckte Zamajobe in Ritenour wohlige Erinnerungen an die britisch-nigerianische Pop-Jazz-Diva Sade. Kaum nach Los Angeles zurückgekehrt, trat Ritenour mit Zamajobes Label Sony BMG in Kontakt, um die Sängerin für sein kommendes Projekt “Smoke ‘N’ Mirrors” zu gewinnen. Ein wichtiger Mittelsmann war dabei ihr Produzent und Gitarrist Eric Pilani (der nun ebenfalls auf diesem Album zu hören ist). Auf “Smoke 'N Mirrors” interpretiert Zama (wie sie auch genannt wird) neben “Memeza”, einem Song ihres wunderbaren Debütalbums, und Patrice Rushens “Forget Me Nots” auch den Bill-Withers-Hit “Lovely Day”.
Doch das Repertoire von “Smoke ‘N’ Mirrors” ist – obwohl der Schwerpunkt diesmal auf afrikanische Rhythmen und Klängen liegt – im besten Sinne multikulturell, bietet es doch eine erfrischend moderne und zugleich zeitlose Mixtur von ethnischer Musik aus Afrika, Indien, Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern mit zeitgenössischem Jazz. Wie stets konnte Lee Ritenour einige besten Musiker der modernen Jazzszene für diese Aufnahmen gewinnen: etwa die Keyboarder Dave Grusin und Patrice Rushen, die Bassisten John Patitucci, Brian Bromberg, Abraham Laboriel und Richard Bona, Schlagzeuger Vinnie Colaiuta sowie die Perkussionisten Sheila E., Alex Acuña, Paulinho da Costa und – an den indischen Tablas – Satnam Ramgotra.
Seinem bestens bekannten Faible für brasilianische Musik verleiht Lee Ritenour, der einst Mitglied von Sérgio Mendes' Brasil ’77 war, in einem Stück mit drei prominenten brasilianischen Gästen freien Lauf: Mit der Sängerin Joyce, dem Sänger Daniel Jobim und dem Flötisten Danilo Caymmi (erster ist der Enkel des großen Tom Jobim, letzterer der Sohn des ebenfalls legendären Dorival Caymmi und Bruder von Naná und Dori Caymmi) hat er den von Daniel Jobim geschriebenen Song “Dias azuis” (“Blue Days”) aufgenommen. Weitere Highlights sind Ritenours Bearbeitungen zweier moderner Jazzklassiker: zum einen interpretiert er Gabor Szabos “Spellbinder” und zum anderen Freddie Hubbards “Povo”. Verschwiegen werden sollte auch nicht, daß Lee Ritenours erst 13jähriger Sohn Wesley auf “Smoke ‘N’ Mirrors” sein Plattendebüt gibt. In dem bereits erwähnten Zamajobe-Song “Memeza” ist der Teenager als Schlagzeuger zu hören und mit dem gemeinsam mit seinem Vater geschriebenen Stück “Stone Cool” gibt er dann gleich auch noch seinen Einstand als Komponist.