Louis Armstrong | News | Witzig, spritzig und in Höchstform - "Das Entspannteste, was wir je gemacht haben"

Das Publikum, das Louis Armstrong und seine All-Stars am 2. Juli 1968 bei seinem Auftritt im Studio des Londoner BBC Televison Centre live erlebte, kann man nur um sein Glück beneiden. Denn Satchmo, der damals schon hart auf die 70 zusteuerte, präsentierte sich in bestechender Spiellaune. Er sang, scattete, trompetete und scherzte wie zu seinen besten Zeiten. Ein Entertainer allererster Güte! Erdreulicherweise zeichnete die BBC diese Sternstunde des Jazz in Ton und Bild für seine Sendung “Show Of The Week” auf – auch wenn hier “Show Of The Year” vielleicht der passendere Titel gewesen wäre. Jetzt, über 50 Jahre nach dem Tod von Armstrong, werden die BBC-Aufnahmen zum ersten Mal komplett weltweit unter dem Titel “Louis In London” auf schwarzem Vinyl, als CD und digital veröffentlicht.

Der Aufhänger von Satchmos kleiner sommerlichen England-Tournee war der überraschende Erfolg seiner Single “What A Wonderful World” gewesen. Während diese in den USA – mangels Promotion seines Labels ABC – wie Blei in den Regalen liegen geblieben war, zog sie in Großbritannien in die Pop-Charts ein, wo sie nach ein paar Wochen Mitte April 1968 auf Platz 1 hochkletterte und dabei Hits von britischen Ikonen wie Cliff Richard, Tom Jones und den Beatles hinter sich ließ. Was für ein Triumph! Sämtliche Konzerte waren schon lange, bevor Armstrong in England landete, restlos ausverkauft. Und das Publikum sollte für sein Geld eine Menge geboten bekommen. Mit seinen All-Stars – bestehend aus Posaunist Tyree Glenn, Klarinettist Joe Muranyi,  Pianist Marty Napoleon, Bassist Buddy Catlett und Schlagzeuger Danny Barcelona – ließ Louis viele der größten Erfolge seiner langen Karriere noch einmal Revue passieren. Von W.C. Handys “Ole Miss” und “When The Saints Go Marching In”  über “Mack The Knife” und “Hello, Dolly!” bis hin zu “What A Wonderful World”.

Als Armstrong ein paar Monate nach der Tournee ein Tonband mit der BBC-Konzertaufzeichnung zugeschickt bekam, war er selbst erstaunt, wie gut diese Aufnahmen klangen. Schnell fertigte er mit seiner Frau Lucille für Freunde, Kritiker und natürlich die Musiker seiner All-Stars Kopien des Tonbands an, auf dessen Hülle er in großen Lettern “FOR THE FANS” geschrieben hatte. In einem Brief an seinen Drummer, den er der Kopie beilegte, schwärmte Louis: “Das Enstspannste, was wir je gemacht haben. Ich kann’s nicht fassen, Mann.” Armstrongs Begeisterung war tatsächlich so groß, dass er 1970 bei dem Label Brunswick unter dem Titel “Greatest Hits Recorded Live” eine Auswahl herausbrachte, die er selbst zusammengestellt und produziert hatte. Kurioserweise war einer der fünf Songs, die es damals nicht auf diese Platte schafften, “What A Wonderful World”.

Auf "Louis In London" ist der Dauerbrenner, den heute jedes Kind kennt, nun natürlich dabei. Ebenso wie die Nummern “(Back Home Again) In Indiana”, “You’ll Never Walk Alone”, “Ole Miss” und “Blueberry Hill”, die 1970 ebenfalls außen vor geblieben waren. Für “Louis In London” wurden die in High Fidelity Audio festgehaltenen Aufnahmen noch einmal sorgfältig neu gemastert. Abgerundet wird diese Edition durch ebenso liebevolle wie ausführliche Anmerkungen von Ricky Riccardi, der Armstrongs Biograph und Direktor der historischen Sammlung des Louis Armstrong House Museum ist.