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Musik ohne Grenzen

Marcus Miller
Marcus Miller© Ingrid Hertfelder
13.03.2015
“Die Kraft der Musik ist grenzenlos”, weiß Marcus Miller. Ein Besuch des Sklavenhauses auf der Insel Gorée vor der Küste Senegals inspirierte den Bassvirtuosen vor ein paar Jahren ein Stück für sein Album “Renaissance” zu komponieren. In ihm erzählte er nicht nur von der Sklaventragödie, sondern auch davon, wie die Sklaven aus etwas, das ihnen keiner nehmen konnte, Hoffnung, Kraft und Freude schöpften: nämlich ihrer Musik. Kurze Zeit später ernannte die UNESCO Miller zum “Künstler für den Frieden” und machte ihn zum Sprecher für ihr Sklavenrouten-Projekt. Das wiederum brachte ihn dann auf die Idee zu seinem neuen Album “Afrodeezia”.
Um seinen afrikanischen Vorfahren Tribut zu zollen, hat sich Miller auf musikalische Spurensuche begeben und ist der alten Sklavenroute gefolgt. Sie führte ihn nicht nur von Westafrika in die USA, sondern über Umwege auch nach Europa, Südamerika und in die Karibik, wo sich zu den Musikern seiner festen Band lokale Stars als Gäste gesellten: darunter Trompeter Ambrose Akinmusire, Keyboarder Robert Glasper, der senegalesische Sänger Alune Wade, der brasilianische Songwriter Djavan, Rapper Chuck D, die Gitarristen Keb’ Mo’ und Wah Wah Watson, der malische Koraspieler Cherif Soumano und die Soulsängerin Lalah Hathaway.
“Durch Spirituals, Jazz und Soul konnten wir unsere Geschichte überliefern, weil alle anderen Erinnerungen ausgelöscht worden waren”, sagt Miller. “Ich recherchierte viel, bevor ich mit den Aufnahmen für ‘Afrodeezia’ begann und machte während der Sessions mindestens ebenso viele Entdeckungen! Was mir am meisten am Herzen lag, war zu den Quellen der Rhythmen, die unser musikalisches Erbe so reich machen, zurückzugehen, ihnen wie Fußspuren zu folgen, von ihren Ursprüngen in Afrika den ganzen Weg bis in die USA.
Die Melodien und Rhythmen, die die Sklaven aus Afrika mitgebracht haben, sind zu einem schwindelerregenden Spektrum von Stilen und Genres explodiert, das die Welt verändert hat.” Einen Teil dieses Spektrums zeigt Miller nun auf dem groovigen Album “Afrodeezia”, für das er neun stilistisch abwechslungsreiche Stücke schrieb. Abgerundet hat er das Repertoire durch wunderbare Interpretationen des Motown-Klassikers “Papa Was A Rollin’ Stone” und einer Arie aus Georges Bizets Oper “Les pêcheurs de perles”. In jedem Moment spürt man hier die Kraft der Musik, die sich bei Marcus Miller nicht nur mühelos über stilistische, geographische und ethnische Grenzen hinwegsetzt, sondern auch eine Brücke von der Tradition afro-amerikanischer Musik zur Moderne schlägt.
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