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Biografie

Mari Boine
Mari Boine
Mari Boine kam 1956 in dem Örtchen Gámehisnjárga in jener arktischen Region Norwegens zur Welt, die auch als Finnmark oder Samenland bezeichnet wird. Als Nachfahrin der von den norwegischen Christen kolonialisierten und kulturell unterdrückten Samen, machte es sich die Sängerin Mari Boine, die zuvor als Lehrerin gearbeitet hatte, ab Mitte der 1980er Jahre zur Aufgabe, das kulturelle Erbe ihres Volkes lebendig zu erhalten und in der Welt bekanntzumachen. Dabei erwies sie sich aber nie als engstirnige Puristin. Ihre auf der traditionellen samischen Volksmusik aufbauenden Lieder (die sie nicht selten auch in dem für die Samen typischen gutturalen Joik-Obertongesang vortrug)  verband sie stets auch mit ein paar Elementen zeitgenössischer Musik, wobei das Spektrum im Laufe ihrer 25jährigen Karriere von Pop und Rock über Jazz und Weltmusik bis hin zu elektronischer Musik reichte.

Ihr erste, an Pop und Rock orientierte Platte “Jaskatvuoða Manná” veröffentlichte Boine 1985 auf dem kleinen unabhängigen norwegischen Label Iđut. Ins internationale Scheinwerferlicht rückte sie dann 1989/90. Zunächst durch ihr zweites Album “Gula Gula”, das von Peter Gabriels Real World-Label herausgebracht wurde, und danach durch die Mitwirkung an dem von Rupert Hine und Kevin Godley konzipierten und produzierten außergewöhnlichen Musikvideo “One World – One Voice”. Seither gilt Mari Boine als feste Größe in der sogenannten Weltmusikszene. Trotzdem erschienen in den 90er Jahren von ihr gerade mal eine Handvoll eigener Alben auf Verve bzw. Antilles: 1993 “Goaskinviellja/Eagle Brother”, 1994 “Leahkastin/Unfolding”, 1996 die Compilation “Radiant Warmth” sowie das Live-Album “Eallin/Live” und schließlich 1998 “Bálvvoslatjna/Room Of Worship”, ein weiteres Live-Album. Darüber hinaus war sie 1992 und 1995 an der Einspielung der beiden Alben “Twelve Moons” und “Visible World” des Saxophonisten Jan Garbarek beteiligt.

Nach der Veröffentlichung von “Bálvvoslatjna/Room Of Worship” löste Mari Boine überraschend ihre ungemein populäre Band auf und legte eine künstlerische Pause ein. Erst 2001 meldete sie sich mit “Gávcci Jahkejuogu/Eight Seasons” zurück. Im selben Jahr erschien auch “Mari Boine Remixed/Odda Hámis”. Dann folgte eine noch längere Auszeit, bis Boine 2006 mit “Idjagiedas/In The Hand Of The Night” endlich ein neues, von dem Bassisten Svein Schultz produziertes Album vorlegte, auf dem erstmals auch moderne elektronische Instrumente zum Einsatz kamen. Im Frühjahr 2008 erschien dann unter dem Titel “It Ain’t Necessarily Evil” ein zweites Album mit Remixen von Mari-Boine-Originalen.

Der Aufbruch zu neuen musikalischen Ufern, der sich 2006 auf “Idjagiedas/In The Hand Of The Night” schon angedeutet hatte, wurde nun auf “Sterna Paradisea” konsequent vollzogen. Das neue Album wurde wieder von Svein Schultz produziert, dem diesmal allerdings der Trompeter Ole Jørn Myklebust assistierte. Mit seinen expressiv-elegischen Trompetenimprovisationen drückt Myklebust beispielsweise der Auftaktnummer “Lene Májjá” und “Soria Moria Pálassa” seinen Stempel auf.

Zwei andere Stücke präsentieren einen spannenden Nord-Süd-Dialog:einmal ist die Samin im Duett mit der legendären südafrikanischen Sängerin Lathozi Mpahleni Manquin Madosini zu hören (die vom Animal Collective kürzlich für deren grandioses jüngstes Album “Merriweather Post Pavilion” gesamplet wurde); und dann tat sich Boine für eine weitere Aufnahme auch noch mit den ebenfalls aus Südafrika stammenden Abaqondisi Brothers zusammen, einem zwölfköpfigen A-cappella-Ensemble. Über diese beiden Kooperationen ist Mari Boine ganz besonders glücklich. “Ich hatte schon seit langem den Wunsch, meine Musik einmal von afrikanischer Musik beeinflussen zu lassen”, verrät sie. Das Ergebnis dieser beiden Begegnungen ist so beeindruckend, daß sich das Warten auf sie zweifellos gelohnt hat. Mit ihrer grandiosen Dub-Nummer “Skealbma” wiederum kann Mari Boine glatt auch mit Massive Attack konkurrieren.

Der Großteil der Songtexte stammt von den beiden samischen Autorinnen Rawdna Carita Eira und Kerttu Maarit Kirsti Vuolab, die sich unter anderem der samischen Mythologie bedienen, um zeitgenössische Themen zu kommentieren. In dem Stück “Soria Moria Pálassa” etwa wird die Legende eines Märchenkönigtums benutzt, um die oberflächlichen Versprechungen von modernen Politikern und der Konsumgüterindustrie in Frage zu stellen, während in “Ipmilin hálešteapmi”, das auf einem Lobgebet basiert, das Elend in der Welt angesprochen wird. Für das Stück “Go Idja Nuossala” indes benutzte Mari Boine eine Übersetzung von Emily Dickinsons Gedicht “When Night Is Almost Done”. Immer wieder geht es in den Stücken aber auch um die Natur. “Die Natur ist mein Gott, mein Leitstern und mein Korrektiv“, erklärt Boine. “Sie ist der Spiegel für das, was in uns allen steckt. Ohne Verbindung zur Natur wäre ich verloren.”
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