Mit ihrem ersten Live-Album, das sie passend “'Til We Meet Again” betitelt hat, möchte Norah Jones ihren treuen Fans über diese weitgehend konzertfreien Zeiten hinweghelfen.
Norah Jones - 'Til We Meet Again
16.04.2021
Diese CD & LP und weitere von Norah Jones finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Norah Jones juckt es derzeit mächtig in den Fingern. Nachdem sie wegen der Corona-Pandemie über ein Jahr lang keine Konzerte vor Live-Publikum geben konnte, brennt sie förmlich darauf, endlich wieder auf Tournee zu gehen. Sie wartet nur noch auf ihre zweite Impfdosis und grünes Licht für die Konzertbranche. “Ganz gleich, ob wir nun Musiker oder Fans sind, wir alle vermissen das gemeinsame Erlebnis von Live-Musik”, sagt die neunfache Grammy-Gewinnerin, die vergangenes Jahr für ein Duett mit Mavis Staples ihre 17. Nominierung erhielt. “Ich werde auf meiner Facebook-Seite jede Woche auf ein andere Wohltätigkeitsorganisation hinweisen, um den Leuten Respekt zu zollen, die unermüdlich hinter den Kulissen der Live-Musikindustrie gearbeitet haben und deren Jobs auf Eis gelegt wurden. Ich kann es kaum erwarten, wieder mit ihnen allen zusammen zu sein.” Fans von Live-Musik geht es natürlich nicht anders.
Ein bisschen werden sie sich aber voraussichtlich doch noch gedulden müssen. Da kommt ein exzellent aufgenommenes Live-Album von Norah, auf dem sie einige ihrer größten Hits und eine überraschende Coverversion von Soundgardens “Black Hole Sun” interpretiert, gerade recht. Zumal “‘Til We Meet Again” das erste wirkliche Live-Album der Pianistin und Sängerin ist.
Die erzwungene Auszeit im vergangenen Jahr nutzte Norah, um sich Mitschnitte ihrer Konzerte der zurückliegenden acht Jahre anzuhören. Besonders angetan war sie von einigen Aufnahmen, die im Dezember 2019 – also kurz vor Beginn der Corona-Pandemie – bei Auftritten in Südamerika entstanden waren. “Es war einfach ein tolles Gefühl, vor allem, weil wir keinen Zugang zu Live-Musik hatten und nicht auftreten konnten”, verriet sie Grammy.com in einem Interview. “Deshalb wollte ich die Aufnahmen rausbringen.” Mit den Musikern ihrer Band durchkämmte sie dann ihre Konzertarchive nach Aufnahmen, die sie mit ähnlichen Besetzungen gemacht hatte, um wirklich die besten Versionen der gespielten Songs herauszufiltern. Das Ergebnis präsentiert sie nun auf dem Album “‘Til We Meet Again”, das bei einer Laufzeit von fast 76 Minuten vierzehn Songs enthält, darunter Hits wie “Don’t Know Why”, “Sunrise” und “Flipside” sowie Titel aus ihrer 2018/19 gemachten Singles-Serie.
Die eine Hälfte der Aufnahmen stammen von der besagten Südamerika-Tournee, die Norah Jones, Bassist Jesse Murphy und Schlagzeuger Brian Blade u.a. nach Rio de Janeiro, São Paulo und Buenos Aires geführt hatte. In Rio präsentierte das Trio als Gäste zwei bestens bekannte brasilianische Musiker – den Perkussionisten Marcelo Costa (Mariza, Maria Bethânia, Michael Bublé) und den Flötisten Jorge Continentino (Bebel Gilberto, Milton Nascimento, Brazilian Girls) – sowie ihren alten Songwriting-Partner und Gitarristen Jesse Harris. Harmonisch kombiniert wurden diese sieben Aufnahmen mit sechs weiteren, die Norah im Jahr zuvor mit dem Hammond-Organisten Pete Remm, Bassist Chris Thomas und wiederum Brian Blade am Schlagzeug in den USA, Frankreich und Italien gemacht hatte.
Den krönenden Abschluss bildet eine wahrlich unter die Haut gehende Solodarbietung von Soundgardens “Black Hole Sun”. Norahs von Herzen kommende Hommage an Chris Cornell, wurde am 23.Mai 2017 im Fox Theatre in Detroit aufgenommen. Nur fünf Tage nach dem Tode des Soundgarden-Frontmanns, der am 17. Mai 2017 am selben Ort sein letztes Konzert mit der Band gegeben hatte. Vor ihrem Auftritt hatte Norah in ihrer Garderobe den ganzen Tag über an dem Arrangement des Songs herumgefeilt. “Ich war ein bisschen nervös”, erinnert sie sich. “Aber ich dachte: ‘Ich werde ihm meinen Respekt erweisen und diesen Song von ihm spielen.'” Das Publikum stand vor lauter Begeisterung kopf, als es die Nummer nach der Klavier-Intro endlich erkannte. “Es war wahrscheinlich einer der schönsten Live-Momente, die ich je erlebt habe”, sagt Norah. “Ich weiß nicht, ob sein Geist im Raum war oder was auch immer, aber er hat mich auf eine Art durch diesen Song getragen, wie ich es mir nie hätte vorstellen können.”