Der 1975 im Alter von nur 43 Jahren verstorbene Saxophonist, Arrangeur, Komponist und Bandleader Oliver Nelson gehört zur Sparte der Jazzmusiker, die den Musikhörern bis in alle Ewigkeiten wegen eines einzigen Songs im Gedächtnis bleiben werden: der bluesigen Nummer “Stolen Moments”, zu der Mark Murphy einst auch einen Text schrieb. Das Stück wird seit Generationen nicht nur immer wieder von Jazzmusikern gecovert, sondern erlebte in den 80ern und 90ern auch durch Bearbeitungen von Frank Zappa und die United Future Organization eine Renaissance. Allerdings wäre es geradezu tragisch, wenn man darüber vergessen würde, daß Oliver Nelson ein Arrangeur und Bandleader war, der seinem sehr viel populäreren Kollegen Quincy Jones eigentlich in nichts nachstand.
Seine professionelle Laufbahn hatte der 1942 in St. Louis geborene Oliver Edward Nelson als 15jähriger Saxophonist (er spielte Alt-, Tenor- und Sopransax) in diversen Orchestern seiner Heimatstadt begonnen. 1951 wurde er zweiter Altsaxophonist in Louis Jordans bekannter Big-Band. Danach absolvierte er seinen Militärdienst und ein vierjähriges Studium (Musikwissenschaft und Komposition) in Washington und St. Louis. Im Anschluß daran zog er nach New York, wo er unter anderem mit Erskine Hawkins und Wild Bill Davis zusammenarbeitete, bevor er sich – dem Ruf Louie Bellsons folgend – auf den Weg an die amerikanische Westküste machte. Bei Bellson begann Nelson seine Arbeit als Arrangeur, die bald zu seiner Hauptprofession werden sollte.
Die Box “Oliver Nelson – The Argo, Verve, And Impulse Big Band Studio Sessions” enthält sechs CDs mit insgesamt neunzig Big-Band-Aufnahmen aus den Jahren 1962 bis 1967 – die Einspielungen mit kleineren Ensembles (wie etwa das Impulse-Album “The Blues And The Abstract Truth”), die Nelson auch als Saxophonisten ins Rampenlicht rückten, wurden ausgeklammert. Neben den Aufnahmen, die Nelson mit seiner Big-Band unter eigenem Namen machte, findet man auf diesen CDs auch Einspielungen, die er mit Leonard Feather’s Encyclopedia Of Jazz All Stars und dem Jazz Interactions Orchestra machte sowie Aufnahmesessions, bei denen er mit seinem Orchester Stars wie Shirley Scott, Ray Brown und Milt Jackson, Pee Wee Russell oder auch Jimmy Smith und Wes Montgomery begleitete.