2010 war für Paco de Lucía ein besonderes Jahr. Der Flamenco sollte von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt werden und Paco unterstützte die spanische Kandidatur mit denkwürdigen Konzerten in Sevilla, Córdoba, Madrid, Jerez de la Frontera und Vitoria-Gasteiz. Dabei wurde das Material für das nun erscheinende Live-Doppelalbum “En Vivo – Conciertos Live In Spain 2010” aufgezeichnet.
Paco de Lucía: “Live-Aufnahmen offenbaren die Seele der Musik”
“Ich hatte es bereits vermisst, ein Live-Album zu machen”, sagt Paco de Lucía. Und damit dürfte er wohl vielen seiner Fans aus dem Herzen gesprochen haben. “Eine Live-Aufnahme ist ein Luxus, sie ist spontan und ausgelassen, man spürt den Atem der Musiker, die mit einem spielen, und fühlt sich wohl. Manchmal unterlaufen einem kleine Fehler, aber man befindet sich in einem ekstatischen Zustand, in dem einen das Adrenalin hilft, Lösungen zu finden, die fast immer überraschend sind und bisweilen die Originalkomposition übertreffen. Das, was passiert, ist real. Die Energie, die man in einem solchen Szenario entfesselt, könnte man in einem Tonstudio nie erreichen. Dort kann man der Perfektion näher kommen, aber die Seele der Musik offenbart sich eher bei einer Live-Aufnahme.”
“En Vivo”: Eine Anthologie von Pacos bekanntesten und erfolgreichsten Kompositionen
“En Vivo”, das 25. Soloalbum in der Karriere dieser lebenden Flamenco-Legende, ist eine Anthologie von Pacos bekanntesten und erfolgreichsten Kompositionen. Der in jeder Hinsicht gereifte Gitarren-Virtuose hat sie noch einmal vollkommen neu interpretiert und spielt nun die über die Jahrzehnte gewonnen Erfahrungen aus, um die wahre Seele dieser Musik freizulegen. Begleitet wird er u.a. von den Sängern Duquende (der als Erbe des großen Camarón de la Isla gilt) und David de Jacoba, Bassist Alain Pérez, Harmonikaspieler Antonio Serrano, Perkussionist Israel “El Piraña” Suárez, Tänzer Antonio El Farru und seinem Neffen Antonio Sánchez an der zweiten Gitarre.
Beeindruckende Beispiele für den Arten- und Formenreichtum der Flamenco-Musik
Mit dem von ihm ausgewählten Repertoire verdeutlicht Paco de Lucía den tatsächlichen Arten- und Formenreichtum der Musik, die außerhalb Spaniens verkürzt nur Flamenco genannt wird. Die Bandbreite reicht von der Minera “Variaciones De Minera” über die Bulerías “Mi Antonia” und “Moraito Siempre”, den Tango “Tangos Con Cositas Buenas” sowie die Rumbas “El Cafetal” und “Vámonos” bis zur Siguiriya “Lagartijo”. Außerdem gibt es eine Live-Version des Stücks “Zyryab”, das Paco nach dem persisch-kurdischen Poeten und Musiker aus dem 9. Jahrhundert benannte, der die persische Laute – aus der sich die Flamenco-Gitarre entwickeln sollte – nach Spanien eingeführt hat.
Flamenco wird zum Weltkulturerbe ernannt und Paco Ehrendoktor am Berklee College
Dass der Flamenco im November 2010 dann von der UNESCO tatsächlich zum Weltkulturerbe gekürt wurde, ist natürlich nicht nur Paco de Lucía zu verdanken. Aber seine Konzerte in aller Welt und vielleicht auch die Tatsache, dass er im Mai 2010 als erster spanischer Musiker die Ehrendoktorwürde des renommierten Berklee College of Music erhielt, mögen eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben. Das brillante Live-Doppelalbum “En Vivo”, das einen Konzertmitschnitt für die Ewigkeit enthält, lässt daran keinen Zweifel.