“Sich fallen zu lassen, nicht an etwas festzuhalten, nicht zu kontrollieren” sei eine große, schöne Kunst, erklärte Rebekka Bakken 2003 den tieferen Sinn des Titels ihres ersten Soloalbums “The Art Of How To Fall”. Dass die norwegische Sängerin und Songschreiberin diese Kunst beherrscht, hat sie seitdem mit fünf weiteren Alben eindrucksvoll gezeigt. Auf jedem streckte sie ihre Fühler in neue musikalische Richtungen aus: Mal zeigte sie sich dabei von einer jazzigen Seite, mal fast schon kammermusikalisch, dann verband sie Pop und Folk miteinander oder wilderte in countryesken Gefilden. Zuletzt zollte sie 2014 auf “Little Drop Of Poison” dem Beat- und Blues-Barden Tom Waits Tribut. Gerade in Deutschland lagen Rebekka Bakken Publikum und Musikpresse von Anfang an zu Füßen. “Das Sinnlichste, was weiblicher Jazz zu bieten hat” schrieb das Lifestyle-Magazin Prinz, als die Norwegerin die Szene betrat. Und die Hamburger Morgenpost verglich ihren betörenden Gesang mit dem einer Sirene: “Wer sie hört, ist verloren”. Für drei ihrer sechs Soloalben und das mit dem Trio der Pianistin Julia Hülsmann aufgenommene Album “Scattering Poems” erhielt Bakken in Deutschland Jazz Awards in Gold.
Jetzt zieht die Sängerin und Songschreiberin auf der
Doppel-CD “
Most Personal” eine persönliche Zwischenbilanz. Dafür wählte sie fünfundzwanzig Song-Favoriten aus den Alben "
The Art of How to Fall (
2003), “
Is That You?” (
2005), “
I Keep My Cool” (
2006), “
Morning Hours” (
2009) und “
September” (2011) aus. Ergänzt wird die Rückschau durch fünf bislang unveröffentlichte, neue Aufnahmen, von denen vor allem zwei wieder einmal ganz neue Facetten Bakkens offenbaren. In dem norwegischen Kirchenlied “
Korset vil jeg aldri svike”, das sie in ihrer Muttersprache singt, erinnert Bakken fast schon ein wenig an die große samische Sängerin Mari Boine. Und “Der Schnee draussen schmilzt” scheint sie speziell für ihre vielen deutschsprachigen Fans aufgenommen zu haben. Das Kleinod aus der Feder des 2011 verstorbenen österreichischen Liedermachers Ludwig Hirsch, mit dem Bakken 2006 zusammenarbeitete, trägt sie mit einem charmanten Akzent im Original vor.
Vinyl-Freunde unter den Bakken-Fans sollten sich übrigens noch einen Monat gedulden, am 21.Oktober 2016 erscheint “Most Personal” auch als Doppel-LP.