Emotionale Reise von einem Klangkörper zum anderen
Die Musik auf Shabakas neuer EP “Possession” ist sowohl eine Fortsetzung seines gefeierten Albums “Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace” als auch ein eigenständiges künstlerisches Statement.
Shabaka "Possession"(c) atibaphoto
09.12.2024
Als Shabaka Hutchings vor zweieinhalb Jahren die EP “Afrikan Culture” als seine erste Soloaufnahme bei Impulse! Records veröffentlichte, rieben sich viele seiner hartgesottenen Fans ob der ungewohnt meditativen Flötenklänge verwundert die Augen und vor allem die Ohren. Denn zuvor hatte der Tenorsaxofonist mit seinen Bands Sons Of Kemet, The Comet Is Coming und Shabaka & the Ancestors auf dem legendären Coltrane-Label in rascher Folge sechs ausgesprochen energiegeladene Alben und EPs vorgelegt.
Den meditativ-spirituellen Ansatz von “Afrikan Culture” vertiefte er dann auf seinem ersten Soloalbum “Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace”, das von den britischen Musikmagazinen Mojo und Uncut gerade zu einem der besten Alben des Jahres 2024 gewählt wurde. “Musik, die so entschieden schön ist wie diese, kann einen ziemlich schockieren, wenn man vorher die Unbändigkeit von Hutchings Musik geliebt hat”, bekannte John Mulvey in seiner Rezension für Mojo. “Während sein Saxofonspiel immer konfrontativ und stakkatoartig war, ist sein Flötenspiel eher introspektiv und fließend, eine musikalische Praxis, die einer überlegten Atemübung nicht unähnlich ist.”
Jetzt gibt es einen Nachschlag in Form der EP “Possession” (digital only). Die Aufnahmen für die neuen Tracks entstanden größtenteils 2022 bei den Sessions, aus denen “Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace” hervorgegangen war, und wurden anschließend noch von Shabaka bearbeitet. “Ich wollte den poetischen Spannungsbogen und die dramatische Form weiter ausloten und auch erkunden, was es bedeutet, emotional von einem Klangkörper zum anderen zu reisen, und zwar auf eine asymmetrische und doch strukturell kohärente Weise.”
Für jeden der fünf Tracks holte sich Shabaka einen Gast ins Studio: die Rapper Billy Woods und Elucid (die seit über zehn Jahren das amerikanische Hip-Hop-Superduo Armand Hammer bilden), André 3000, die Bassistin und Sängerin Esperanza Spalding sowie den südafrikanischen Pianisten Nduduzo Makhathini. Jason Moran (Piano), Brandee Younger und Charles Overton (Harfe), Chris Sholar und Dave Okumu (Gitarre), Carlos Niño (Percussion) und Surya Botofasina (Synthesizer) trugen ebenfalls zum Sound von “Possession” bei.