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Ein paradoxes Vergnügen – neues Yaron-Herman-Album

Auf “Song Of The Degrees” sucht Yaron Herman im klassischen Trio-Format einen Neuanfang in seiner Beziehung zum Klavier.
Yaron Herman
Yaron HermanHamza Djenat
14.02.2019
“Das Trio, das ist Freiheit mit Einschränkungen”, meint Yaron Herman. Sein letztes Album in dem von so vielen Jazzpianisten favorisierten Format hatte der in Paris lebende Israeli 2010 mit dem Bassisten Chris Tordini und Schlagzeuger Tommy Crane aufgenommen. Zuletzt lotete er auf den beiden Alben “Everyday” und “Y” neue Klänge, Formen und Ästhetiken aus. Mit “Songs Of The Degrees” ist Herman nun zur Einfachheit des Trios und zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Es ist für ihn, wie er sagt, allerdings ein pardoxes Vergnügen. Denn es stellt ihn vor die nicht zu unterschätzende Herausforderung, etwas Neues in eine alte Form zu gießen.
“Im Trio-Format ist es nicht so einfach, neue Dinge zu kreieren, eine Melodie hervorzuheben, Emotionen zu vermitteln, etwas auszuleuchten, seinen Platz im Raum, im Klang und in der Improvisation zu finden”, räumt er ein. Doch Yaron Herman liebt solche Herausforderungen. Die Einschränkungen des traditionellen Trios schrecken ihn keineswegs ab. Sie beflügeln vielmehr seine Kreativität. Auf “Songs Of The Degrees” nutzt er das Trio-Format nicht nur, um “zu den Grundlagen zurückzukehren”, sondern auch um noch unbekannte Facetten seiner musikalischen Persönlichkeit zu erkunden. Mehr noch: er sucht einen Neuanfang in seiner Beziehung zu dem Klavier selbst.
In Sam Minaie fand Herman, wie er sagt, genau den Bassisten, den er sich für seine Rückkehr zum Trio erhofft hatte. Der iranisch-amerikanische Bassist, der an verschiedenenen Projekten von Tigran Hamasyan beteiligt war und auch schon mehrfach mit Melody Gardot tourte, hatte am California Institute of the Arts einst bei dem legendären Charlie Haden studiert. Mit dem Schlagzeuger Ziv Ravitz, der den Pianisten bereits auf seinen letzten vier Alben begleitete, formt er hier ein Rhythmusgespann, von dem Herman sagt: “Die Chemie zwischen uns stimmt einfach.” Durch “wahre Interaktion” verschmelzen die beiden Musiker mit ihm zu einer Einheit, die es dem Trio erlaubt, “überallhin zu reisen”.
Bei seinen melodischen Entscheidungen und in seinem harmonischen Konzept lässt Herman gelegentlich auch seine Vorliebe für anspruchsvolle Popmusik durchklingen, verschmilzt sie aber mit dem Klang des Jazz. Es ist zeitgenössischer Jazz, der auf der Höhe der jüngsten Entwicklungen des Genres ist, die Vielfalt seiner Ausdrucksformen und Stimmlagen subtil widerspiegelt und dieses Trio zu einem der derzeit wichtigsten macht. Aber Yaron Herman zeigt in seinem Spiel auch, was er seinen großen Vorbildern Keith Jarrett und Paul Bley verdankt, und erinnert einen so daran, dass seine einzigartige Stimme auf profunden Kenntnissen des Reichtums der Jazzmusik basiert, mit dem er sich unablässig auseinandersetzt. Auf “Songs Of The Degrees” begibt sich der Pianist auf eine echte innere Reise, die sowohl fesselnd als auch mitreißend ist.
 
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